Sport und Gesundheit

Studie: Zahl der Nichtschwimmer steigt

Zahl der Nichtschwimmer steigt
Studie: Zahl der Nichtschwimmer steigt - Bild: © Designpics #615956439 stock.adobe.com

Die Rechnung ist einfach: Je weniger Schwimmbäder geöffnet sind, desto weniger Schwimmunterricht kann stattfinden. Infolgedessen sinkt die Anzahl an sicheren Schwimmern. Während der Corona-Pandemie fand über einen längeren Zeitraum überhaupt kein Schwimmunterricht statt. Dadurch hat sich der Anteil an Nichtschwimmern unter Grundschülern hierzulande innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.

Wenig überraschende Entwicklungen

Diese erschreckenden Zahlen gehen aus einer Forsa-Umfrage hervor, der zufolge im Jahr 2022 insgesamt 20 Prozent aller Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen konnten. Nach Informationen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft betrug der Anteil fünf Jahre zuvor nur zehn Prozent.
Wie DLRG-Präsidentin Ute Vogt betonte, sei der Unterschied zwar deutlich. Allerdings wären die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit eher wenig überraschend. Wie Grundschüler schreiben und lesen lernen, müssen sie auch schwimmen lernen.

Ein wichtiges Ziel bestünde demzufolge darin, dass alle Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit sicher schwimmen können.

Die DLRG gab die repräsentative kürzlich in Auftrag. Die letzte vergleichbare Studie zu diesem Thema wurde 2017 durchgeführt.

Ziel dass alle Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit sicher schwimmen können
Ein wichtiges Ziel bestünde demzufolge darin, dass alle Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit sicher schwimmen können – Bild: © Parilov #425229254 stock.adobe.com

Selbsteinschätzung als Teil der Umfrage

Initiatoren der Studie befragten im August 2022 landesweit insgesamt 2.000 Probanden ab 14 Jahren zu diesem Thema. In dieser Befragung mussten sie unter anderem dazu Stellung nehmen, ob sie sich als Nichtschwimmer, unsichere Schwimmer oder sichere Schwimmer bewerten. Relativ konstant ist der Anteil an Kindern, die von ihren Eltern als sichere Schwimmer bewertet werden. Dieser Anteil beläuft sich in der aktuellen Umfrage auf 57 Prozent, betrug jedoch im Jahr 2017 noch 59 Prozent.

Im Gegenzug erhöht sich der Anteil an angeblich sicheren Schwimmern mit steigendem Alter. Während 26 Prozent aller Eltern ihre sechsjährigen Kinder als sichere Schwimmer einstufen, erhöht sich der Anteil bei Zehnjährigen auf bis zu 83 Prozent.

Sicherer Schwimmer
Relativ konstant ist der Anteil an Kindern, die von ihren Eltern als sichere Schwimmer bewertet werden – Bild: © yurakrasil #439804818 stock.adobe.com

Falsche Einschätzung des Seepferdchens

Aus der Perspektive von Experten der DLRG fällt vielen Eltern diese Entscheidung jedoch eher schwer. Viele Mütter und Väter vertraten die Meinung, dass der Erhalt des Seepferdchens automatisch gute Schwimmfähigkeiten des eigenen Kinds attestiere. Allerdings stellen Vertreter des DRLG klar, dass das Seepferdchen zwar ein Beherrschen von wichtigen Grundlagen bescheinige. Doch sicher können Personen erst dann schwimmen, wenn sie das Bronze-Abzeichen und somit den Freischwimmer erfolgreich attestiert haben.

Bei der Befragung kristallisierte sich ebenfalls heraus, dass 21 Prozent aller Kinder trotz einer Bewertung als sichere oder unsichere Schwimmer überhaupt kein Abzeichen besitzen.

Zu wenige sichere Schwimmer

Die DLRG vertritt die Annahme, dass insgesamt sechs von zehn Kindern am Ende ihrer Grundschulzeit nicht als sichere Schwimmer eingestuft werden können. Laut der Umfrage sind 54 Prozent aller Kinder zwischen sechs und zehn Jahren stolze Besitzer des Seepferdchens.
Doch im Jahr 2017 waren es insgesamt 69 Prozent. Während 24 Prozent aller Kinder den Freischwimmer absolviert haben, können 13 Prozent aller Grundschüler das Silber-Abzeichen und drei Prozent das Gold-Abzeichen nachweisen.

Zu wenige sichere Schwimmer
Zu wenige sichere Schwimmer – Bild: © Parilov #550130504 stock.adobe.com

Zusammenhang zwischen Einkommen und Schwimmfähigkeiten

Aus der Untersuchung geht ein deutlicher Zusammenhang zwischen den Schwimmfähigkeiten der Kinder sowie dem Einkommen der Familien hervor.

Denn nahezu die Hälfte der Kinder aus Familien mit einem Nettoeinkommen von weniger als 2.500 Euro kann der Befragung zufolge nicht schwimmen.

Bei einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 4.000 Euro beläuft sich der Anteil auf zwölf Prozent. Da Schwimmfähigkeiten jedoch keine Frage des Einkommens sein dürfen, müsste jede Schule zur Erteilung von angemessenem Schwimmunterricht verpflichtet werden.

Mangel an Schwimmbädern

Ein solcher Anspruch kann jedoch nur erfüllt werden, wenn genügend Schwimmbäder zur Verfügung stehen. Die Energiekrise führt jedoch dazu, dass jede dritte Kommune hierzulande ihre Hallen- und Freibäder schließen oder ihren Betrieb einschränken muss.

Da die Wassertemperatur in vielen Schwimmbädern reduziert wurde, fällt eine entsprechende Ausbildung von Kindern wesentlich schwerer. Die Kursdauer erhöht sich deutlich, da Kinder schneller durchgefroren sind und dann das Wasser verlassen müssen. Zudem hat sich die Nachfrage an Schwimmkursen seit der Pandemie deutlich erhöht.
Diesen hohen Interessen steht jedoch eine unzureichende Bäderversorgung gegenüber. Fanden laut Forsa-Zahlen im Jahr 2017 noch 92 Prozent aller Deutschen ein Schwimmbad in ihrer Nähe, reduzierte sich dieser Anteil bis 2022 auf bedenkliche 87 Prozent.