Was macht ein Heilpraktiker – Ausbildung, Berufsbild, Aufgaben und Gehalt
Als Alternative zur Schulmedizin gewinnen Heilpraktiker immer mehr an Bedeutung. Der Beruf des Heilpraktikers hat sich hierzulande zwar schon seit den 1930er Jahren etabliert, doch vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das Interesse an der ganzheitlichen Behandlungsmethode deutlich erhöht (Woran erkennen Sie einen seriösen Heilpraktiker?).
Anstatt zwischen Gesundheit und Krankheit zu differenzieren, resultiert für Heilpraktiker jede Erkrankung aus einem gestörten Zusammenspiel aus Körper, Geist und Seele.
Inhaltsverzeichnis
Details zum Berufsbild
Heilpraktiker sind heilkundlich tätige Experten, die Erkrankungen diagnostizieren und behandeln. Hierfür kommen in erster Linie Methoden der Volksheilkunde, der Naturheilkunde und Alternativmedizin zum Einsatz. Tätigkeitsbereiche sowie festgelegte Grenzen der Heilpraktiker sind im Heilpraktikergesetz festgelegt. Dieses Gesetz reguliert beispielsweise auch alle wichtigen Voraussetzungen, welche erfüllt werden müssen, um überhaupt als Heilpraktiker beruflich agieren zu dürfen.
Hierzulande ist die Berufsbezeichnung staatlich geschützt. Aus dem Grund dürfen Heilpraktiker die Profession nur mit staatlicher Erlaubnis ausüben.
Diese staatliche Erlaubnis liegt vor, wenn Betroffene die Heilpraktikerprüfung bzw. amtsärztliche Überprüfung erfolgreich ablegen. Versierte Ausbildungsstätten vermitteln auf Wunsch mehr zum Berufsbild des Heilpraktikers.
Ablauf der Ausbildung
Angehende Heilpraktiker haben hierzulande viele Möglichkeiten, um die Ausbildung zu absolvieren. Zahlreiche Heilpraktiker-Schulen offerieren verschiedene Lehrgangsformen, denen Fernstudiengänge, berufsbegleitende Teilzeit-Lehrgänge oder auch Vollzeit-Ausbildungen angehören. An Fernschulen dauert die Ausbildung von 12 bis zu 36 Monaten. Präsenzanbieter führen die Lehrgänge meist zwischen 4 und 16 Monaten durch.
Die Mehrheit angehender Heilpraktiker und Heilpraktikerinnen entscheidet sich übrigens für eine dreijährige Ausbildung. Tendenziell sollten die Auszubildenden einer Präsenzausbildung bedenken, dass sie dieselbe Zeit, die sie für den Besuch der Kurse benötigen, auch noch einmal als Lernzeit einrechnen sollten; bei Fernschulen ist der Lernaufwand pro Woche meist komplett angegeben.
Wie teuer ist die Ausbildung?
Während der Ausbildung erhalten angehende Heilpraktiker kein Gehalt. Stattdessen fallen für die Ausbildung Kosten von 2.000 bis 11.000 Euro an, welche die Absolventen selbst tragen müssen.
Jedoch besteht die Möglichkeit, Fördergelder zu beantragen sowie Ausbildungskosten steuerlich abzusetzen.
Ein Teil der Kosten sollte für Lernmaterial aufgewendet werden; dazu gehört beispielsweise umfassende Fachliteratur, die sich mit Themen wie der Heilpraktikerprüfung, aktueller Naturheilpraxis, Krankheitslehre oder Infektionskrankheiten befasst. Zudem befasst sich die Fachliteratur mit Themen wie Anatomie, Innerer Medizin, der Anamnese und klinischen Untersuchungsmethoden.
Lehrinhalte im Überblick
Inhalte der Ausbildung hängen maßgeblich von der Bildungseinrichtung ab, da keine gesetzliche Regelung besteht. Die Entscheidung für ein geeignetes Ausbildungsmodell hängt u. a. auch von der beruflichen Situation und medizinisch-therapeutischen Vorkenntnissen ab. Interessenten sollten sich deshalb umfassend über etwaige Ausbildungsinhalte sowie die Zahl an Ausbildungsstunden bei verschiedenen Heilpraktikerschulen informieren.
Der Lernaufwand ist für angehende Heilpraktiker ohne medizinische Vorkenntnisse meist etwas höher als für diejenigen mit medizinischen Vorkenntnissen. Zu den wichtigsten Lehrinhalten gehören nachfolgende Bereiche:
- Anatomie
- klinische Medizin
- Krankheitslehre
- Pathologie
- Pharmakologie
- Physiologie
- Anamneseführung
- Untersuchungstechniken
In der Ausbildung erlernen angehende Heilpraktiker ebenfalls, wie sie akute Notfälle erkennen und versorgen. Zusätzlich werden die Absolventen mit Thematiken wie ansteckenden und degenerativen Krankheiten, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Stoffwechselerkrankungen und sogenannten Volkskrankheiten vertraut gemacht.
Expertise über den menschlichen Körper
Generell schließt die Ausbildung umfassendes Know-How über die Physiologie und Anatomie des menschlichen Körpers sowie allgemeine Krankheitslehre ein. In Praxisfällen befassen sich Auszubildende mit Strategien und Untersuchungsmethoden, die der Diagnose von Erkrankungen einschließlich Labordiagnostik dienen. Allgemeingültige Informationen über den Ablauf von Infektionen stehen ebenso auf dem Lehrplan wie über den Ablauf spezifischer Infektionserkrankungen.
Zudem erhalten Heilpraktiker eine Antwort auf die Frage, für welche Infektionskrankheiten eine amtsärztliche Meldepflicht erforderlich ist. Die Schüler befassen sich ebenfalls mit hygienischen Maßnahmen. Besonderheiten der Abschlussprüfung
An den meisten Heilpraktikerschulen erfolgt ein Abschluss der Ausbildung über eine schulinterne Prüfung.
Diese Prüfung berechtigt jedoch nicht dazu, therapeutisch zu agieren. Wer hierzulande als Heilpraktiker arbeiten möchte, muss laut Heilpraktikergesetz zuerst eine staatliche Prüfung beim jeweils zuständigen Gesundheitsamt ablegen. Die Prüfung ist in einen ersten schriftlichen und zweiten mündlichen Teil untergliedert. Der schriftliche Teil schließt insgesamt 60 Multiple-Choice-Fragen ein, von denen 75 Prozent aller Fragen richtig beantwortet werden müssen. Nach Bestehen des schriftlichen Teils erfolgt die Zulassung zur mündlichen Prüfung, in deren Rahmen Absolventen meist einen konkreten medizinischen Fall lösen müssen.
Fachgebiete für die mündliche Prüfung
Das Bestehen ist bei der mündlichen Prüfung daran gebunden, dass die antragstellenden Personen unter Berufung auf medizinische Kenntnisse, unter Einbeziehung von Befunden sowie einer Anamnese und unter Beachtung berufsspezifischer Grenzen über diagnostische und therapeutische Methoden eine berufsbezogene Diagnose stellen.
Für den Erhalt der amtsärztlichen Urkunde ist es ebenfalls wichtig, etwaige Kontraindikationen zu berücksichtigen sowie einen Behandlungsvorschlag herzuleiten, der die Gesundheit der Patienten nicht gefährdet. Diese Vorschrift orientiert sich an § 2 des Heilpraktikergesetzes in Kombination mit § 2 Abs. 1 Buchstabe i der ersten Durchführungsverordnung zum Heilpraktikergesetz. Um solche Therapievorschläge unterbreiten zu können, sind Spezialisierungen auf bestimmte Fachgebiete zwingend erforderlich. Diese Spezialisierungen beziehen sich beispielsweise auf Themengebiete wie Sportmedizin, klassische Homöopathie, Akupunktur, Heilpflanzenkunde oder Ernährungsberatung.
Details zum rechtlichen Status von Heilpraktikern
Der rechtliche Status der Heilpraktiker wird in erster Linie durch das Heilpraktikergesetz geregelt. Die Erlaubnis zur Ausübung der beruflichen Tätigkeit als Heilpraktiker wird ausschließlich nach dem Bestehen der Heilpraktikerprüfung erteilt. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist das Infektionsschutzgesetz, das regelt, welche Erkrankungen Heilpraktiker nicht behandeln dürfen. Dieser Kategorie gehören Krankheitsbilder wie Cholera, Masern oder Diphtherie an.
Gemäß Arzneimittelgesetz ist es Heilpraktikern verboten, Betäubungsmittel oder Medikamente zu verschreiben.
Generell dürfen Heilpraktiker keine Geburtshilfe leisten, keine Zahnheilkunde ausüben, keine Straftaten untersuchen, nicht röntgen oder den Tod einer Person feststellen.
Einblicke in den Berufsalltag
Nachdem Heilpraktiker die amtsärztliche Prüfung beim Gesundheitsamt erfolgreich absolviert haben, arbeiten sie zumeist in einer eigenen Praxis; manchmal auch in Gemeinschaftspraxen im Rahmen eines Anstellungsvertrags.
Einige der häufigsten Beschwerdebilder sind Rücken- und Verspannungsschmerzen, Migräne, Gelenkbeschwerden oder Allergien. Gängige Therapien und Behandlungsansätze sind Akupunktur, Aromatherapie, ausleitende Verfahren oder Bioresonanztherapie. Zusätzlich befassen sich Heilpraktiker vermehrt mit Chiropraktik, Homöopathie, Kinesiologie, Osteopathie, Physiotherapie sowie Phytotherapie. Die Behandlungen und Therapien zielen darauf ab, Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen. Befund sowie Therapieverlauf werden akribisch dokumentiert.
Nähere Informationen zur Höhe des Gehalts
Durchschnittlich verdienen Heilpraktiker etwa 2.600 Euro brutto pro Monat. Im Detail entscheiden jedoch Faktoren wie das Angestelltenverhältnis oder die Berufserfahrung über die Höhe des Gehalts. Zugleich besteht eine Kluft zwischen Männern und Frauen. Während männliche Heilpraktiker im Durchschnitt rund 2.900 Euro brutto verdienen, erhalten Heilpraktikerinnen rund 300 Euro weniger pro Monat.
Die Abrechnung erfolgt im Regelfall direkt über die Patienten, da die meisten gesetzlichen Krankenkassen die Behandlungskosten der Spezialisten nicht erstatten; bei privaten Krankenversicherungen sieht es – je nach Vertrag – anders aus.