Gelassen in die Zukunft schauen – Mit der Riester Rente nach Maß
Zahlreiche Geldanleger zweifeln an der Rentabilität der Riester-Rente. Doch dank unterschiedlicher Modelle wie dem Fondssparplan, Wohn-Riester, dem Banksparplan oder der Rentenversicherung zahlt sich das Konzept für die meisten Kapitalanleger aus.
Welche Riester-Rente lohnt sich für welche Lebensumstände und welche Personen? Darüber gibt dieser Ratgeber Aufschluss.
Inhaltsverzeichnis
- Steuerliche Ersparnisse und staatliche Zulagen
- Ein Kritikpunkt: Das unüberschaubare Konzept
- Zulagen für kindergeldberechtigte Kinder
- Wie funktioniert die Riester-Rente?
- Wer hat einen Anspruch auf die Riester-Rente?
- Die wichtigsten Vorteile im Überblick
- Welche Nachteile hat die Riester-Rente?
- Für wen ist die Riesterrente nicht geeignet?
- Die wichtigsten Formen der Riester-Rente in der Übersicht
Steuerliche Ersparnisse und staatliche Zulagen
Zumeist reicht die gesetzliche Rente nicht aus, um auch im hohen Alter ein gutes Leben zu führen. Der demografische Wandel verstärkt dieses Problem. Aufgrund der Überalterung der Gesellschaft sowie der stetig ansteigenden Lebenserwartung beanspruchen immer mehr Menschen die gesetzliche Rente. Doch das Geld im gesetzlichen Rententopf ist begrenzt.
Wer deshalb im hohen Alter auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich für das Rentenalter durch eine private Altersvorsorge absichern.
Eine von mehreren Optionen ist die Riester-Rente, die im Vergleich zu anderen Vorsorgekonzepten einen großen Vorteil bietet. Wer sich für das Finanzierungsmodell der Riester-Rente entscheidet, profitiert von steuerlichen Ersparnissen sowie staatlichen Zulagen.
Ein Kritikpunkt: Das unüberschaubare Konzept
Trotz dieses Vorteils entscheiden sich dennoch nur wenige Geldanleger für die Riester-Rente. Dieser Rentenform haftet ein negatives Image an. Immer wieder ist davon die Rede, dass die Gebühren für diese Anlageform schlichtweg zu hoch oder unüberschaubar sind.
Doch bei genauerer Betrachtung ist die Rente wesentlich besser als ihr Ruf.
Zulagen für kindergeldberechtigte Kinder
Das Riester-Konzept zielt darauf ab, mithilfe einer staatlichen Förderung große Anreize für eine verstärkte private Vorsorge zu stellen. Zugleich schließt die Förderung ein, einen finanziellen Ausgleich für niedrige gesetzliche Renten zu ermöglichen.
Die staatliche Förderung sieht neben steuerlichen Vorteilen eine jährlich zu entrichtende Kinder- sowie Grundzulage vor. Seit 2018 erhöhte sich die jährliche Grundzulage von bislang 154 Euro auf 175 Euro pro Jahr. Für jedes kindergeldberechtigte Kind erhalten die Empfänger der Riester-Rente 185 bzw. sogar 300 Euro, falls die Kinder nach 2008 geboren sind. Beanspruchen beide Elternteile die Riester-Rente, erhält nur ein Elternteil die Zulage für die Kinder. In aller Regel erhält der Elternteil die Zulage, der im Gegenzug das Kindergeld erhält. Zuständiger Ansprechpartner für den Erhalt der Zulage ist die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen, die ZfA.
Wie funktioniert die Riester-Rente?
Für den Erhalt der staatlichen Förderung müssen Riester-Sparer jährlich mindestens 60 Euro einzahlen. Dieses einmal pro Jahr zu entrichtende Minimum gilt hierzulande als sogenannter Sockelbetrag. Wer als Riester-Sparer die komplette Zulagesumme erhalten möchte, muss mindestens vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Vorjahresbruttoeinkommens in den Riestervertrag investieren. In diesen Anteil ist die Grundzulage bereits inkludiert. Deshalb müssen Kapitalanleger vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Vorjahresbruttoeinkommens minus die staatlichen Zulagen einzahlen. Erst dann werden die kompletten Zulagen gewährt. Im Gegenzug muss ein Großverdiener jedoch maximal 2.100 Euro pro Jahr in den Riestervertrag investieren, auch falls dieser Geldbetrag nicht die Vier-Prozent-Hürde des jährlichen Bruttoeinkommens nimmt. Das bedeutet mit anderen Worten: Sobald die 2.100-Euro-Grenze erreicht ist, besteht automatisch ein Anspruch auf die komplette Grundzulage.
Diese Zulage wird allerdings nicht automatisch eingeräumt, sondern sollte von der versicherten Person für die Verträge beantragt werden. Häufig besteht die Möglichkeit, dass die Anbieter der Riesterverträge eine entsprechende Vollmacht erhalten. Diese Vollmacht ist ebenfalls als Dauerzulagenantrag bekannt.
Wer hat einen Anspruch auf die Riester-Rente?
Gesetzlich dürfen deutschlandweit all die Arbeitnehmer von der Riester-Rente profitieren, die verpflichtend in die gesetzliche Krankenkasse einzahlen. Es ist unerheblich, ob ein Arbeitsverhältnis in Teil- oder Vollzeit besteht. Dementsprechend sind all die Personengruppen für die Riester-Rente förderberechtigt, die verpflichtend in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Ergänzend bestehen für spezielle Berufsgruppen Sonderrechte. Auszubildende oder Selbständige sind beispielsweise förderberechtigt, falls diese Personengruppen verpflichtend in die gesetzliche Rentenpolice einzahlen.
Diesem Personenkreis gehören Selbständige an, die publizistische bzw. künstlerische Aktivitäten ausüben und deshalb regelmäßig in die Künstlersozialkasse einzahlen. Diese Institution zahlt für spezielle Berufsgruppen die Sozialversicherung – über ein Modell, das so ähnlich wie die gesetzliche Versicherung funktioniert.
Besonderheiten bei Beamten oder Arbeitslosengeld-Empfängern
Obwohl Beamte keine Beiträge an die gesetzliche Rentenversicherung bezahlen, dürfen diese Personen ebenfalls riestern. Dieser Anspruch besteht, da diese Personen zukünftig vergleichsweise niedrige Pensionen erhalten. Zusätzlich haben die Personen einen Anspruch auf einen Erhalt der Riester-Rente, die in einem 450-Euro-Job arbeiten bzw. Arbeitslosengeld I bzw. II beziehen. Zugleich dürfen Hausfrauen, Hausmänner oder Sozialhilfeempfänger riestern, die zwar nicht gesetzlich versichert sind, doch im Gegenzug durch ihre Ehepartner förderberechtigt sind.
Im Gegenzug sind all die Selbständigen nicht förderberechtigt, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Die gleiche Regelung gilt für Mitarbeiter und Pflichtversicherte von Institutionen der berufsständischen Versorgung, darunter Architekten, Ärzte oder Rechtsanwälte.
Die wichtigsten Vorteile im Überblick
Der größte Vorteil der Riester-Rente ist die staatliche Förderung. Ebenso positiv sind konstante Auszahlungen, von denen Versicherungsnehmer im Rentenalter profitieren. Das bedeutet für Riesterberechtigte, die Zusatzrente im Rentenalter fest einzuplanen. Wer trotz bestehenden Riester-Vertrags arbeitslos wird, hat dennoch einen sicheren Zugriff auf die eingezahlten Beträge. Schließlich wird die Riester-Rente in der Berechnung des Arbeitslosengelds II nicht berücksichtigt. Die Riester-Einzahlungen sind außerdem sicher, falls eine Insolvenz droht oder Eigenkapital gepfändet werden muss.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt besteht darin, dass eine Auszahlung der Riesterrente nicht unbedingt an einen festen Wohnsitz in Deutschland gekoppelt ist.
Der Anspruch auf die Riester-Rente besteht ebenfalls im Ausland.
Welche Nachteile hat die Riester-Rente?
In der Finanzbranche gilt die Riester-Rente als relativ kompliziertes Modell. Das Konzept steht beispielsweise in der Kritik, weil bei Berechnungen vergleichsweise schnell Fehler auftreten. Zudem wird dem Rentenkonzept eine fehlende Flexibilität nachgesagt. Diese Kritik gilt unter anderem für die Vererbbarkeit des Guthabens. Versterben die sparenden Versicherungsnehmer bereits während der Auszahlungsphase, ist die vereinbarte Rentengarantiezeit für individuelle Modalitäten ausschlaggebend. Deshalb ist es wichtig, beim Abschluss einer Riester-Versicherung auf individuelle Bedingungen im Erbfall zu achten.
Der Zeitpunkt für die Auszahlung der Riester-Rente hängt vom individuellen Vertragsabschluss ab. Wer den Vertrag schon vor 2011 abgeschlossen hat, hat ab dem 60. Lebensjahr einen Anspruch auf Rentenauszahlung. Wurde die Vereinbarung im Gegenzug erst nach diesem Jahr abgeschlossen, besteht der Anspruch ab einem Alter von 62 Jahren. Als nachteilig wirkt sich außerdem die von Versicherern als sehr hoch angesetzte Lebenserwartung aus. Ab dem Zeitpunkt des Eintritts ins Rentenalter wird die private Zusatzrente schließlich ein Leben lang ausgezahlt. Deshalb müssen Anbieter versichern, dass die Zahlung auch lebenslang vorgenommen werden kann. Versterben Versicherungsnehmer bereits vor diesem Zeitpunkt, reduziert sich die Auszahlung der Beiträge auf ein Minimum.
Für wen ist die Riesterrente nicht geeignet?
Ein Riester-Vertrag ist keine gute Option für Durchschnittsverdiener ohne Kinder. Schließlich werden in dieser Situationen keine Kinderzulagen berechnet noch steuerliche Vorteile berücksichtigt. Beläuft sich der Zeitraum bis zum Ruhestand auf weniger als 15 Jahre, ist die Riester-Rente ebenfalls ein ungeeignetes Konzept. Ab diesem Alter rentiert sich die Riester-Rente aufgrund der hohen Abschlussgebühren nicht mehr.
Die wichtigsten Formen der Riester-Rente in der Übersicht
Wer für das hohe Alter privat mit einer Riester-Rente vorsorgen möchte, schöpft aus verschiedenen Möglichkeiten. Doch nahezu alle Modelle vereint die Besonderheit, im Rentenalter als finanzielle Unterstützung neben der geringen gesetzlichen Rente verfügbar zu sein.
Sämtliche angesparten sowie staatlich unterstützten Beträge sind jedoch ebenfalls als Eigenkapital sowie für die Abzahlung von Eigenheimdarlehen nutzbar.
Besonderheiten des Wohn-Riesters
Die Eigenheimrente bzw. Wohn-Riester ist dafür geeignet, um Immobilien zu erbauen oder zu erwerben, die von den Versicherungsnehmern selbst genutzt werden.
Ein Anspruch auf Wohnriester besteht ebenfalls, falls eine Immobilie vorhanden ist, die jedoch noch über ein Darlehen belastet ist.
Das wichtigste Ziel dieser Riester-Form besteht darin, mietfreies Wohnen im Rentenalter zu ermöglichen. Bei dieser Variante der Eigenheimrente ist es üblich, anfangs einen Bausparvertrag einschließlich staatlicher Riesterförderung abzuschließen und später einen zinsgünstigen Kredit auf die angesparte Summe zu erhalten. Mithilfe dieses Wohn-Riesters haben Versicherungsnehmer die Kredite zumeist schneller abbezahlt, weil die Zulagen als Sondertilgung im Kredit berücksichtigt werden. Im Gegenzug muss die Eigenheimrente im Rentenalter jedoch steuerlich angerechnet werden.
Besonderheiten des Riester-Banksparvertrags
Dieses Finanzmodell ist ein konservativer und staatlich unterstützter Ansparplan. Versicherungsnehmer zahlen bei diesem Modell monatliche Beiträge ein, die mit einer variablen Verzinsung verbunden sind. Die kostenfreien Banksparverträge hängen nicht von Wertschwankungen ab. Allerdings lassen die Rendite insbesondere in Niedrigzinsphasen zu wünschen übrig.
Besonderheiten des Riester-Fondssparplans
Der Riester-Fondssparplan verspricht im Vergleich zu allen anderen Riester-Anlageformen die höchsten Renditechancen. Deshalb ist diese Vorsorge mit Aktienfonds eine gute Option für alle Personen, die langfristig privat mit Aktien vorsorgen und keine großen Verluste eingehen möchten. Anbieter räumen für die Riester-Aktienfonds mindestens den über die Jahre hinweg eingezahlten Betrag ein.
Im Gegenzug ist diese Garantie jedoch an die Bedingung gebunden, hauptsächlich für renditeschwache und risikoarme Aktienfonds berücksichtigt zu werden.
Besonderheiten der Riester-Rentenversicherung
Die Riester-Rentenversicherung ist eine klassische Police, die bei Sparern besonders großen Anklang findet. Bei diesem Konzept investieren Versicherungsunternehmen monatlich oder jährlich geleistete Sparbeträge und sichern eine bestimmte und gesetzlich festgelegte Rentenleistung zu. Letztendlich haben Riester-Sparer mindestens einen Anspruch auf die eingezahlte Summe plus staatlicher Zulagen. Dieses Konzept verspricht eine besonders hohe Planungssicherheit, da die Höhe privater Rentenbezüge fest vereinbart ist.
Allerdings ist der Kostenaufwand für einen Abschluss der Police relativ hoch. Für den Erbfall bedarf es außerdem einer relativ teuren Zusatzvereinbarung, um das Geld an die gewünschten Erben zu überschreiben.