Problemfall Chipmangel – EU geht in die Offensive
Auch wenn zahlreiche Industriezweige vom aktuellen Chipmangel betroffen sind, leidet das Fahrzeugsegment besonders stark unter diesem Mangel. Der stetige Chipmangel hat zur Folge, dass die Produktion immer wieder gekürzt oder gar eingestellt werden muss.
Dieser Problematik soll eine milliardenschwere Offensive der EU Abhilfe schaffen. Doch sind mit der Offensive verbundene Ziele auch tatsächlich realistisch?
Inhaltsverzeichnis
Kampf gegen Mikrochipmangel
Zukünftig soll ein milliardenschwerer Plan der EU in Zukunft dem Mikrochipmangel entgegenwirken. Eine wichtige Ansprechpartnerin ist Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die aktiv an der Erstellung des Chips Act beteiligt war.
Informationen des Binnenmarktkommissars Thierry Breton zufolge sollen über 40 Milliarden Euro zur Umsetzung dieses Ziels eingesetzt werden.
Auf Verbraucher wirkt sich die aktuelle Chipkrise beispielsweise insofern aus, als dass sie lange Wartezeiten für neue Fahrzeuge oder Lieferschwierigkeiten bei Spielkonsolen in Kauf nehmen müssen.
Vereinbarungen im Chips Act
Der Chips Act soll dazu beitragen, dass sich Europa nicht von Konkurrenz-Märkten aus Asien oder Amerika abhängen lässt. Schließlich investieren große Wirtschaftsstaaten wie China oder die USA ebenfalls in den Industriezweig. In Bezug auf US-Pläne geht die EU-Kommission von Zuweisungen in Höhe von etwa 52 Milliarden Dollar bzw. 45 Milliarden Euro aus. Schätzungen zufolge investiert China ungefähr 150 Milliarden bis zum Ende dieses Jahrzehnts.
An diesen Trend möchte die EU nunmehr anknüpfen. Laut Plan sind Investitionen von zwölf Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung sowie 30 Milliarden Euro für die Erbauung großer Produktionsanlagen geplant. Schon Mitte September sprach sich von der Leyen dafür aus, ein europaweites Wirtschaftssystem für Mikrochips zu errichten. Dieser Mangel wirkt sich beispielsweise auf die Fahrzeugindustrie aus.
Hoch gesteckte Ziele
Die Ziele sind hoch gesteckt. Auf dem Weltmarkt soll der EU-Anteil für Chips nach Informationen der Kommission um 20 Prozent ansteigen und sich dadurch verdoppeln. Allerdings müsste die Produktion dann das Vierfache des bisherigen Stands erreichen. Schließlich gehen Wirtschaftsexperten davon aus, dass sich der Markt bis 2030 ohnehin verdoppeln wird.
In der heutigen digitalen Welt gilt Mikroelektronik als Schlüsseltechnologie.
Eine wichtige technische Basis sind dabei Halbleiter. Das große Ziel dieser Maßnahme sei es deshalb, ein eigenes europäisches Mikroelektronik-Ökosystem zu kreieren. Dieses Ökosystem soll Produktion sowie Design einschließen. Im Gegenzug ist es wichtig, auch zukünftig gegenüber dem Weltmarkt offen zu sein.
Einflussnahme durch mehrere Kommissionsmitglieder
Diesen Anspruch haben insbesondere zwei Kommissionsmitglieder beeinflusst – die den Wettbewerb vorantreibende Kommissarin Margrethe Vestager sowie Binnenmarktkommissar Breton. Dennoch berichteten die Medien immer wieder über Konflikten zwischen den beiden Visionären.
Der einstige Manager Breton setzt sich für ein traditionelles und staatlich dominiertes Wirtschaftsmodell ein. Im Gegensatz dazu gehört Vestager der liberalen Gruppierung Renew Europe an, die sich eher für einen weniger staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft einsetzt.
Eine Priorisierung von EU-Interessen
Die dänische Kommissarin wies bereits vor Monaten darauf hin, dass Unternehmen die Macht besäßen, mehrere Länder aufgrund etwaiger Zuschüsse gegeneinander auszuspielen. Demgegenüber warnte Breton schon Mitte September davor, dass die Europäische Union aufgrund der hohen Investitionen durch andere Länder in den Schatten gestellt werden könnte. Breton teilt übrigens nicht die Ansicht, dass die EU im Kampf um Subventionen das Nachsehen haben könnte.
Außerdem sollen alle Unternehmen bestimmte Regeln auferlegt bekommen, die eine staatliche Förderung erhalten. Bei entsprechendem Bedarf ist es auch nicht ausgeschlossen, dass EU-Interessen priorisiert werden. Schließlich könnte jeder industriepolitische Eingriff durch die EU letztendlich auch zu einer Wettbewerbsverzerrung führen. Diesen Effekt dürften individuelle Förderungen nach Aussagen des Präsidenten Achim Wambach vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung nicht auslösen.