Zur Einführung des Euro im Jahr 2002 wurden die Geldscheine mit einem neutralen Design aufgewertet. Für nationale Individualitäten war hingegen kein Platz. Doch nun stehen wahrscheinlich neue Zeiten bevor.
Die Bevölkerung darf mitentscheiden, welche Abbildungen auf den Banknoten verewigt werden.
Inhaltsverzeichnis
Banknoten mit hohem Identifizierungs-Potential
Wie EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta bekanntgab, sollen Euro-Banknoten entwickelt werden, mit denen sich Bürger und Bürgerinnen Europas besonders gut identifizieren können. Deshalb ist ein mehrstufiges Verfahren geplant, in dessen Rahmen die Währungshüter ein neues Design für das Zahlungsmittel kreieren möchten.
Die Notenbank plant, europäische Bürger unmittelbar in diesen Prozess einzubinden.
Im Jahr 2024 wird der EZB-Rat über den Druck der neuen Scheine entscheiden – und ebenso darüber, wann die Banknoten erstmals zum Einsatz kommen.
Der richtige Zeitpunkt für eine Umgestaltung
In diesem Zusammenhang betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass nach 20 Jahren der richtige Zeitpunkt für eine Umgestaltung des Zahlungsmittels gekommen ist. Die Geldscheine sollen so konzipiert werden, dass sich alle Einwohner Europas besser damit identifizieren können.
Zugleich ließ die Notenbank verlauten, dass parallel ebenfalls Bargeld verwendet werden soll. Für insgesamt elf aller 15 Mitgliedsstaaten der EU wurde der Euro am 1. Januar 1999 als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Die ersten Jahre allerdings nur elektronisch und ab dem 1. Januar 2002 in Form von Scheinen und Münzen. Heute wird der Euro in 19 EU-Staaten als offizielles Zahlungsmittel genutzt.
Stetig überarbeitete Sicherheitsmerkmale
Sicherheitsmerkmale der Geldscheine als Fälschungsschutz wurden in den vergangenen Jahren stetig erweitert und überarbeitet. Seit 2019 ist die zweite Generation der Banknoten komplettiert. Dennoch sind Euro-Scheine der ersten Generation noch immer gültig und werden erst schrittweise aus dem Verkehr gezogen.
Noch heute verdeutlicht der Blick auf diese Zahlungsmittel, dass bei deren Design keine nationalen Vorlieben und Besonderheiten berücksichtigt wurden.
Nach Aussagen des einstigen EZB-Chefvolkswirts Otmar Issing wurde jedoch bewusst darauf verzichtet, Symbole mit nationalem Charakter abzudrucken. Um keine Diskrepanzen zwischen Einwohnern unterschiedlicher Länder zu erzeugen, fiel die Wahl letztendlich auf Symbole mit neutraler Bedeutung – auf Brücken.
Brücken bauen
Sollte der „alte“ Euro mit diesem Design Brücken in Europa bauen, soll die neue Währung nunmehr Brücken zu Verbrauchern errichten. Die EZB möchte mit Europas Bürgern in einem Verfahren kooperieren, das im Jahr 2024 in einer endgültigen Entscheidung münden soll. Anfangs bilden sich sogenannte Fokusgruppen, die im gesamten Euroraum Meinungen der Menschen über etwaige Motive der Euro-Banknoten einholen. Daraufhin bilden sich Themenberatungsgruppen, denen jeweils ein Vertreter oder eine Vertreterin der Länder aus dem Euroraum angehört. Die Aufgabe dieser Gruppe ist es, dem EZB-Rat die Themenvorschläge zu präsentieren.
Daraufhin wird die EZB die Menschen um ihren Standpunkt zu den ausgewählten Themen bitten. Im Anschluss an das Gestaltungsverfahren entscheidet der EZB-Rat über einen Druck der neuen Scheine und etwaige Ausgabetermine.
Mehrere wegweisende Entscheidungen
In diesem Verfahren werden ebenfalls die Einwohner Kroatiens sowie Bulgariens berücksichtigt. Seit mehreren Jahren streben beide Länder danach, alle wichtigen Kriterien zur Aufnahme in den Euro-Club zu erfüllen. Das bislang letzte Land war Litauen, das diesen Anforderungen entsprechen konnte. In diesem Land wird die Währung seit dem 1. Januar 2015 genutzt. Nach Informationen der EZB ist es aktuell völlig offen, wie eine etwaige neue Generation der Euro-Banknoten gestaltet sein könnte.
Die finale Entscheidung obliegt dem EZB-Rat als oberstem Entscheidungsgremium der Notenbank.
Diese Vereinigung entscheidet auch darüber, ob die Stückelung in 5-, 10-, 20-, 50-, 100- und 200-Euro-Scheine in ihrer jetzigen Form bestehen bleibt. Eines ist sicher: Früher oder später müssen sich Menschen in den meisten Ländern Europas an die neuen Euro-Banknoten gewöhnen.
Doch auch bei einer EZB-Entscheidung im Jahr 2024 wird es vermutlich noch einige Jahre dauern, bis die überarbeiteten Geldscheine letztendlich offizielles Zahlungsmittel werden.