Höhere Mindestlöhne in der Altenpflege
Wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach erst kürzlich betonte, sind in der Altenpflege fachlich hochkompetente Pflege- und Betreuungskräfte tätig. Bislang schlägt sich diese Expertise jedoch nicht in der Bezahlung nieder.
Deshalb sollen die Löhne zukünftig etwas höher ausfallen, für ausgebildetes Personal und für Hilfskräfte.
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Lohnerhöhungen in mehreren Schritten
Die Mindestlöhne für in der Altenpflege beschäftigte Personen sollen zukünftig deutlich ansteigen. Diese Einigung erzielte kürzlich die Pflegekommission mehrerer Mitglieder der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände, wie das Bundesministerium für Arbeit und Gesundheit in Berlin sowie Beteiligte kürzlich bekanntgaben.
Die Sozial- und Arbeitgeberverbände der Diakonie betonten, dass sich die Anhebung nach der Qualifikation richtet.
In einer ersten Stufe bis zum 1. April ist von einer Anhebung zwischen 2,6 sowie 5,6 Prozent die Rede.
Orientierungen an der jeweiligen Qualifikation
Mindestlöhne für Pflegehilfskräfte sollen sich dementsprechend um 55 Cent je Stunde auf 12,55 Euro erhöhen. Für qualifizierte Pflegehilfskräfte steigen die Gehälter um 70 Cent auf 13,20 Euro sowie für Pflegefachkräfte um 40 Cent auf 15,40 Euro.
Bis Dezember 2023 ist ein weiterer Anstieg geplant, der in drei Stufen vorgenommen werden soll. Dieser Anstieg sieht eine Erhöhung auf 14,15 Euro für Pflegehilfskräfte, auf 15,25 Euro für qualifizierte Pflegehilfskräfte und auf 18,25 Euro für Pflegefachkräfte vor.
Anspruch auf mehr Urlaubstage
In der Vereinbarung wurde ebenfalls berücksichtigt, dass in der Altenpflege Beschäftigten ein höherer Anspruch auf Urlaub zusteht.
Zugesprochene Urlaubstage sollen sich ab 2022 um fünf Tage sowie ab 2023 um neun Tage erhöhen.
Aktuell beläuft sich der gesetzliche Mindesturlaub auf 20 Tage, auf Basis einer Fünf-Tage-Woche.
Neue Vereinbarungen für über eine Million Beschäftigte
Die neuen Vereinbarungen sind gemäß Bundesregierung für etwa 1,2 Millionen Beschäftigte gültig. Allerdings sind von dieser Regelung in Privathaushalten angestellte Pflegekräfte ausgeschlossen.
Diese Personengruppen müssen nach wie vor mit einem gesetzlichen Mindestlohn von 9,82 Euro pro Stunde vorliebnehmen, der sich jedoch im Verlauf dieses Jahres auf zwölf Euro erhöhen wird. Im Umkehrschluss bleiben höhere tarifliche Ansprüche von den Regelungen unberührt.
Lauterbach: Fachliche Kompetenz muss bezahlt werden
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betonte explizit, dass sich die fachliche Kompetenz der Pflege- und Betreuungskräfte auch endlich in der Bezahlung widerspiegeln müsse.
In diesem Zusammenhang betonte der Politiker aber auch, dass die neuen Vereinbarungen lediglich Mindestanforderungen erfüllen.
Dennoch sind die Maßnahmen ein „erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer fairen Entlohnung des Pflegepersonals“.
Wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil von der SPD bestätigte, seien die Lohnsteigerungen eine gute Nachricht für alle in Deutschland tätigen Altenpfleger und Altenpflegerinnen, die „jeden Tag anpacken“ und sich um ältere pflegebedürftige Menschen sorgen. Das Ziel seines Ministeriums sei es deshalb, die bislang getroffenen Vereinbarungen als allgemeinverbindlich für die gesamte Pflegebranche zu deklarieren.
Positive Resonanzen aus der Pflegebranche
Ein positives Feedback gab es ebenfalls von Maria Loheide, der Vorständin der Diakonie Deutschland. Ihrer Meinung können sich die Arbeitsbedingungen für in der Pflege angestellte Personen allerdings nur dann nachhaltig verbessern, wenn sogenannte Personalbemessungsverfahren konsequent umgesetzt und die Personalausstattung generell verbessert wird.
Ingo Habenicht als Vorstandschef des Arbeitgeberverbands der diakonischen Dienste VdDD sprach sich außerdem für eine Deckelung von Eigenanteilen in der Pflege aus. Auf diese Weise würden Pflegebedürftige sowie deren Angehörige vor einer hohen finanziellen Überlastung geschützt.
Allerdings verwiesen Mitarbeiter der Diakonie darauf, dass sie von der Einführung der höheren Mindestlöhne sowieso nicht betroffen sind. Schließlich würden in der Diakonie Beschäftigte ohnehin höhere Löhne erhalten.