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Reisen in Corona-Zeiten: Großer Andrang auf Deutschlands Ferienunterkünfte

Reisen in Corona-Zeiten: Großer Andrang auf Deutschlands Ferienunterkünfte
Reisen in Corona-Zeiten: Großer Andrang auf Deutschlands Ferienunterkünfte - Bild: © Dmitry Naumov #294922490 stock.adobe.com

Keine Kanaren, kein Mallorca, kein Ägypten: Durch die Corona-Krise rückt der Urlaub in fremden Ländern in weite Ferne. Aktuell ist ein Sommerurlaub im Ausland aufgrund der bis Mitte Juni verhangenen Reisewarnung praktisch unmöglich. Zudem ist es in Anbetracht geschlossener Grenzen auch alles andere als sicher, ob eine Reise in Regionen und Länder außerhalb Deutschlands in den Sommerferien möglich sein wird. Deshalb ist von anderen Optionen die Rede.

Leichte Preissprünge erscheinen durchaus realistisch

Zu diesem Thema äußert sich Tourismusforscher Prof. Torsten Kirstges, der deutschen Urlaubszielen einen großen Ansturm prognostiziert.

Der Tourismusexperte geht davon aus, dass der Anteil an Buchungswünschen für Ferienobjekte innerhalb Deutschlands drastisch ansteigen wird.

Doch derzeit sind Restaurants und Hotels in Deutschland noch geschlossen. Dieses hohe Interesse könnte wiederum dazu führen, dass die Preise für Ferienunterkünfte in Deutschland insbesondere in beliebten Urlaubsregionen besonders stark ansteigen. Dennoch werden Deutschlands schönste Reisegebiete in Konkurrenz zueinanderstehen. Auch wenn sich die Preise in einigen deutschen Gebieten zwar leicht erhöhen werden, erscheinen ihm gewaltige Preissprünge eher unwahrscheinlich.

Gestresste Familien werden sich nach einer Auszeit sehnen

Würden nunmehr allerdings alle reisefreudigen Deutschen nach einer Ferienunterkunft im Heimatland Ausschau halten, geraten die Urlaubsdomizile schnell an ihre Grenzen. In einer normalen Hauptsaison verbringen rund drei Viertel aller deutschen Weltenbummler ihre Urlaubszeit in Ländern wie Spanien, Griechenland, Italien, Österreich oder der Türkei.

Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 50 Millionen Auslandsurlaubsreisen mit durchschnittlich 13 Übernachtungen gebucht.

Diese Bettenkapazität kann ein einziges Land wie Deutschland nur schwer kompensieren. Wollten Reisefreudige ihren Haupturlaub in der ersten Jahreshälfte durchführen, werden viele Betroffene die Reise gewiss zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Nach der stressigen Zeit mit der Kinderbetreuung und dem Homeschooling sehnen sich insbesondere Familien nach einer Auszeit. Allerdings reduziert sich das Fenster für Sommerschulferien bundesweit auf ungefähr zehn Wochen. Halten deshalb jetzt viele der üblichen Auslandsurlauber auch noch nach Ferienunterkünften innerhalb Deutschlands Ausschau, geraten Vermieter und Hotelbetreiber mit ihren Kapazitäten landesweit schnell an ihre Grenzen.

Bettenkapazität Deutschland - Reisen in Corona Zeiten
Die Bettenkapazität kann ein einziges Land wie Deutschland nur schwer kompensieren – Bild: © Björn Wylezich #118490574 stock.adobe.com

Ist eine baldige Buchung der Schlüssel fürs Reiseglück?

Werden die nächsten Lockerungen beschlossen, sind die touristischen Kapazitäten innerhalb Deutschlands gewiss schnell erschöpft. Allerdings ist auch nicht auszuschließen, dass deutsche und ausländische Politiker die Reisefreiheit ab Mitte Juni im Schengenraum wieder herstellen. Jede andere Entscheidung würde nach Ansicht des Tourismusforschers nicht nur einen “gesellschaftlichen Kollateralschaden” verursachen. Zugleich würde diese Regelung zahlreiche Tourismusunternehmen in die Insolvenz führen.

Darüber hinaus betont der Tourismusexperte, dass ein Verbot von Ferienhausbuchungen in Ländern wie Frankreich, der Niederlande oder Österreich nur wenig sinnvoll erscheint. Seiner Meinung ist nichts dagegen einzuwenden, dass Familien mit dem eigenen Auto dorthin fahren und ihre Urlaubszeit vergleichsweise isoliert verbringen. Haben Reisende ihren Urlaub bei einem deutschen Reiseveranstalter gebucht und können diesen aufgrund einer Reisewarnung des Auswärtigen Amtes nicht antreten, haben die Kunden auch einen Anspruch auf eine Rückerstattung geleisteter Zahlungen bzw. Kündigung des Vertrags. Dabei bieten Pauschalreisen im Vergleich zu individuellen Buchungen einen besonders guten Schutz. Deshalb geht der Tourismusforscher davon aus, dass Reisen ohne größeres finanzielles Risiko ab Juli gebucht werden können.

Derzeitige Prognosen sind reine Spekulation

Allerdings gehen Weltenbummler bei dieser Buchung das Risiko ein, dass der erhoffte Urlaub dennoch nicht angetreten werden kann, weil das Reiseland auch über diesen Zeitpunkt hinaus eine Einreisesperre verhängt. Außerdem besteht ein Grundrisiko, dass die Reiseveranstalter im Laufe dieser Zeit insolvent werden und die verpflichtende Insolvenzabsicherung für alle Insolvenzfälle nicht genügt. Bleibt abzuwarten, wie sich die Reisebranche in den nächsten Wochen entwickeln wird.