Höhere Kosten, höhere Zinsen: Endet der Immobilien-Boom der letzten Jahre?
Immer mehr Experten gehen davon aus, dass sich langfristig eine Wende am Immobilienmarkt einstellen wird. Über zehn Jahre hinweg erlebte die Immobilienbranche in Deutschland einen wahren Boom.
Doch in Zukunft – so betonen Spezialisten – werden Preise für Grundstücke und Wohnobjekte wesentlich weniger ansteigen. Ganz im Gegenteil.
Inhaltsverzeichnis
Eine turbulente Zeit
Wirtschaftliche Unsicherheiten infolge des Ukraine-Kriegs, steigende Bauzinsen, Lieferengpässe oder zu teure Baustoffe: Wir leben in einer turbulenten Zeit.
Insbesondere die stark gestiegenen Zinsen sorgen dafür, dass sich immer mehr Menschen den Erwerb eines Hauses oder einer Wohnung schlichtweg nicht leisten können.
Geht der damit verbundene Immobilien-Boom damit zu Ende?
Prognostizierte Wende am Immobilienmarkt
Aktuell wird der Markt von sogenannten Vorzieheffekten dominiert, durch den viele Menschen vor einem Anstieg der Bauzinsen noch schnell Immobilien kaufen möchten. Doch auch dieser Effekt flacht immer mehr ab. Eine Wende am Immobilienmarkt ist laut Aussagen von Experten unvermeidbar. Rapide steigende Zinsen sorgen dafür, dass weltweite Prognosen der Immobilienpreise deutlich fallen.
Bei größeren Investoren zeichnet sich ein anderes Bild ab. Diese Investorengruppen sind zwar noch immer am Kauf von Immobilien interessiert, möchten jedoch aufgrund der höheren Preise weniger Geld bezahlen.
Stagnieren die Immobilienpreise?
Ein weiteres Szenario ist eine mögliche langfristige Stagnation des Preises, so dass sich der Markt im Laufe der Zeit durch steigende Einkommen von allein reguliert.
Diese Tendenz könnte dazu führen, dass Mieten für neue Mietverträge nicht mehr so deutlich wachsen.
Hohe Energiekosten wirken sich massiv auf Nebenkostenabrechnungen aus. Dadurch ist die Liquidität vieler Menschen gefährdet.
Deutliche Erhöhung der Bauzinsen
Binnen kürzester Zeit haben sich Bauzinsen massiv erhöht. Die Zinsen für zehn Jahre andauernde Standard-Kredite stiegen nach Analysen von Finanzexperten seit Dezember 2021 von 0,9 auf etwa 2,5 Prozent an. In naher Zukunft werden sich die Zinssätze weiterhin deutlich erhöhen. Möglicherweise rücken noch in diesem Jahr Zinssätze in Höhe von vier Prozent in greifbare Nähe. Im historischen Vergleich sind die Bauzinsen zwar noch immer relativ niedrig.
Dennoch ist es wichtig, den Zinsanstieg nicht zu unterschätzen. Aufgrund der wesentlich höheren Finanzierungskosten ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien zwar wesentlich geringer. Dennoch wird das Interesse an günstigen Objekten aus dem Umland im Laufe der Zeit steigen. Infolgedessen wird sich der Preisanstieg am Immobilienmarkt trotzdem verlangsamen.
Entwicklungen der vergangenen Jahre
Trotz aller Befürchtungen vor einer sogenannten Immobilienblase sind die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren immer rasanter gestiegen. Allein im Jahr 2021 mussten Käufer von Wohnungen oder Häusern ungefähr elf Prozent mehr als im Vorjahr bezahlen. Diese Tendenz zu überhöhten Immobilienpreisen betrachtet die Bundesbank seit vielen Jahren als skeptisch.
Insbesondere in Städten sind Immobilienpreise um bis zu 40 Prozent über realistisch eingeschätzten Preisen.
Experten der Deutschen Bank gehen ebenfalls davon aus, dass sich der am Wohnungsmarkt bestehende Aufwärtszyklus dem Ende neigt und spätestens im Jahr 2024 ausläuft. Immer mehr Preisüberbewertungen werden registriert – in Zeiten, in denen sich der Neubau erhöht habe und während der Pandemie weniger Menschen nach Deutschland gezogen sind.
Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass die Immobilienpreise zwar nicht einbrechen, sich jedoch verhalten korrigieren werden.
Auswirkungen auf die Börse
An der Börse stellen sich ebenfalls erste Veränderungen ein. Aktien von Immobilienkonzernen stürzen verstärkt ab, weil immer mehr Investoren Perspektiven der Branche auf einen Zinsanstieg bezweifeln. Entwickler von Gewerbe- oder Wohnungsprojekten müssen ebenfalls Verluste in Kauf nehmen, da Banken Kredite immer seltener vergeben.
Die für lange Zeit boomende Baubranche gerät ebenfalls ins Stocken. Laut aktuellen Umfragen sind rund 50 Prozent aller Hoch- und Tiefbauunternehmen von Lieferengpässen betroffen.
Auftragsstornierungen stehen auf der Tagesordnung. Aufgrund dieser schlechteren Tendenzen geht die deutsche Bauindustrie von einer schlechteren Umsatzprognose aus.
Hohe Nachfrage nach Wohnraum – auch in Zukunft
Der seit 2009 bestehende Bauboom neigt sich zwar nicht dem Ende, erlebt dennoch massive Rückschläge. Im Gegenzug ist es allerdings auch nicht von der Hand zu weisen, dass der hohe Bedarf an energetischen Sanierungen langfristig erhalten bleiben wird.
Zudem ist davon auszugehen, dass sich die Baupreise auch zukünftig auf einem hohen Niveau bewegen werden. Private Bauherren müssen deshalb nicht auf günstigere Preise hoffen.
Der Wohnungsbau ist nach wie vor intakt.
Ergänzend kommt hinzu, dass die hohe Nachfrage nach Wohnraum noch immer ungebrochen ist. Trotz hoher Zinsen und Kosten für Baumaterial werden Bauvorhaben nach wie vor durchgeführt.
Viele Neubauten auch in Zukunft
Trotz dieser Entwicklung ist aktuell nicht davon auszugehen, dass sich der Wohnungsmangel in den meisten Großstädten und Ballungszentren durch einen starken Neubau abflachen wird.
So verweisen Statistiken über in den vergangenen Jahren errichtete Wohnungen, dass Neubauziele eher selten erreicht wurden. Deshalb mangelt es vielerorts noch immer an Wohnraum.