Esperanto – Eine Weltsprache im Porträt
Als der Warschauer Augenarzt Ludwik Lazarus Zamenhof am 24. November 1887 das Buch mit dem Titel “Internationale Sprache – Vorrede und vollständiges Lehrbuch” publizierte, konnte das Ausmaß der Publikation noch nicht erfasst werden. Das in Deutschland und Frankreich unter dessen Pseudonym Doktor Esperanto erschienene Buch war gerade einmal 40 Seiten lang und lehrte insgesamt 16 Grundregeln des Esperanto – einer neuen erfundenen Sprache.
Mittlerweile ist es 125 Jahre her, dass Zamenhof das Buch über die Plansprache Esperatno veröffentlichte. Inzwischen ist die Publikation auf der ganzen Welt bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Das Völkerverständnis verbessern
Bereits im Kindesalter hatte der spätere Augenarzt ein Faible für Fremdsprachen. Zu Hause wurde Jiddisch und Russisch gesprochen.
Schon in den ersten Lebensjahren lernte er Sprachen wie Deutsch, Französisch und Polnisch, bis dessen Sprachschatz in der Schule um Latein, Englisch und Griechisch erweitert wurde.
Doch Zamenhof wünschte sich eine neutrale Sprache, die von allen Personen gleich schwer erlernt werden kann und die für keinen Sprecher Vorteile bringt. Sein Anliegen war es, dank dieser einheitlichen Sprache die Kommunikation zwischen Menschen verschiedener Länder zu erleichtern und dadurch ein verbessertes Völkerverständnis zu erschaffen. Im Gegenzug sollten internationale Beziehungen effektiv gestärkt werden.
Besonderheiten einer Plansprache
Plansprachen sind Sprachen, deren Ausarbeitung planmäßig und bewusst erfolgt. Diese Situation liegt vor, wenn sich die Sprache nicht im Laufe der Zeit entwickelt oder deren Entstehung an kulturelle Traditionen eines bestimmten Landes gebunden ist. Im Gegensatz zu diesen Sprachen wird die Plansprache bewusst von Menschen konzipiert.
Die Plansprachen werden ins Leben gerufen, um die weltweite Kommunikation zu forcieren und für jedermann einfach zugänglich zu sein. Bei der Kreation der Wörter nutzte Zamenhof in erster Linie europäische Sprachen, darunter Wörter griechischen, russischen, polnischen, englischen, deutschen, romanischen sowie lateinischen Ursprungs. Esperanto ist übrigens nur eine von zahlreichen durch Menschen entwickelten Sprachen. Da diese Plansprache jedoch voll ausgebildet ist, ist diese weltweit am weitesten verbreitet.
Konkurrenz durch andere Sprachen
Ursprünglich zielte Esperanto darauf ab, als Weltsprache angelegt zu sein. In den vergangenen Jahrhunderten gab es stets eine Sprache, welche die Verständigung zwischen allen Völkern dominierte. Zu diesen Sprachen gehörten und gehören Latein, Französisch, Russisch und Englisch. Allerdings ist Esperanto eine weitere Sprache, die Menschen auf der ganzen Welt erlernen.
Ganz offensichtlich wird die Sprache in erster Linie von Menschen erlernt, die schon Englisch sprechen.
Sowohl Englisch als auch Esperanto haben ihre eigenen Vorteile. Erfahrungsgemäß beansprucht der Lernprozess bei Esperanto jedoch relativ wenig Zeit, so dass sich viele Sprachschüler schon nach kurzer Zeit auf Esperanto unterhalten können. Deshalb gelingt es bei dieser Plansprache relativ schnell, sich fließend in Esperanto zu unterhalten.
Zugleich ermöglicht Esperanto ein Gespräch auf Augenhöhe. Weil es für die Sprache kein spezielles Heimatland gibt, haben schließlich alle Sprachschüler die gleiche Ausgangssituation. Mittlerweile gibt es sogar viele Kritiker, welche die Sprache für tot erklären. Allerdings werden noch immer regelmäßig Bücher in der Plansprache publiziert. Zudem veröffentlicht die Regierung Chinas regelmäßig Nachrichten auf Esperanto. Die Zahl der Publikationen steigt sogar stetig an. So wird die Plansprache auch im Internet immer häufiger angewendet.
Wie funktioniert Esperanto auf Reisen?
Für viele Menschen ist Esperanto sogar eine Motivation zu verreisen. Schließlich gibt es Esperantosprecher auf der ganzen Welt. Ob in Indien, Asien oder unseren europäischen Nachbarländern: Überall sind Menschen anzutreffen, mit denen sich Esperantosprecher austauschen oder deren Kultur erkunden können. International besteht eine enge und gut miteinander verbundene Gemeinschaft, die eine gemeinsame Vorliebe für die Plansprache hegt.
Es gibt sogar einen Gastgeberdienst namens Pasaporta Servo, der Interessenten nicht nur die Möglichkeit bietet, Esperantosprecher aus rund 90 Ländern zu kontaktieren. Zugleich ist der Gastgeberdienst eine wichtige Unterstützung, um Unterkünfte für die nächste Reise zu finden. Ein großer Vorteil des Gastgeberdienstes besteht darin, von Anfang an in anderen Ländern Kontakte zu knüpfen. Dadurch können Reisende nicht nur ihre Sprachpraxis erweitern, sondern auch mehr über Bräuche und Kulturen vor Ort zu erfahren.
Zugleich veranstaltet die Esperanto-Gemeinschaft gelegentlich Treffen und andere Events, auf denen sich Esperantosprecher begegnen. Da diese Treffen weltweit stattfinden, sind die Termine für so manchen Weltenbummler ein Anreiz für eine Erkundungstour. Häufig entstehen auf diesen Veranstaltungen sogar internationale Freundschaften, die wiederum Anlass sind, um neue Länder zu erobern.
Die Entwicklung der Plansprache
Auch in Deutschland gibt es mehrere Familien, die überwiegend in Esperanto kommunizieren. So lebt eine Familie in Nordrhein-Westfalen, die sich zu Hause bereits in der vierten Generation in Esperanto unterhält.
Im Harz befindet sich sogar eine Stadt, in der Straßenschilder auf Esperanto beschriftet sind.
Nachholbedarf besteht hingegen an Deutschlands Schulen. Schließlich ist vielen Deutschen überhaupt nicht bewusst, dass die Sprache existiert. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass Schüler in den Bildungseinrichtungen überhaupt nicht die Möglichkeit haben, die Sprache zu erlernen.
Andererseits versuchen Esperantosprecher überwiegend ehrenamtlich, die Verbreitung der Plansprache zu forcieren. Weil Esperanto in Ungarn an zahlreichen Schulen und Universitäten angeboten wird, steigerte sich die Anzahl an Esperantosprechern in den vergangenen Jahrzehnten deutlich. Generell hat Esperanto ein massives Potential, noch bekannter und häufiger genutzt zu werden.
Positiver Einfluss durch das Internet
Wie es scheint, wirken sich die Entwicklungen im Internet auch deutlich auf die Bekanntheit der Sprache aus. Im Internet kursieren beispielsweise immer mehr Texte, die verbreitet werden.
Mittlerweile gibt es sogar Musik in der Sprache, die einer großen Zielgruppe den Zugang zu Esperanto einräumen soll. Die Zukunft wird zeigen, ob sich Esperanto als verbindende Sprache für Europa oder die ganze Welt etabliert.