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Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit – Das sollten Verbraucher wissen

Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit
Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit - Das sollten Verbraucher wissen - Bild: © joyfotoliakid #354385543 – stock.adobe.com

Eine Rechtsschutzversicherung dient dazu, die rechtlichen Interessen des Verbrauchers durchzusetzen, wenn die finanziellen Mittel begrenzt sind. Aber was ist zu tun, wenn man nie damit gerechnet hat, einen Anwalt konsultieren zu müssen und ein Rechtsstreit nun unausweichlich scheint?
Spätestens jetzt beginnt die Suche nach einer geeigneten Rechtsschutzversicherung. Da es jedoch Sperrfristen zwischen 3 und 12 Monaten gibt, erscheint der Abschluss für das aktuelle Problem zu spät. Viele Versicherer bieten heutzutage private Rechtsschutzversicherungen ohne Wartezeit an.

Was bedeutet Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit?

Normalerweise gibt es nach dem Abschluss einer Rechtsschutzversicherung eine Wartezeit oder Sperrfrist. In dieser Zeit besteht noch kein Versicherungsschutz. Die Länge richtet sich nach den Bereichen der Rechtsschutzversicherung.

So gilt zum Beispiel im Bereich des Scheidungsrechts eine Wartezeit von drei Jahren. Im Unterhaltsrecht beträgt die Sperrfrist ein Jahr.

Da es aber immer mehr Versicherungen auf dem Markt gibt und die Konkurrenz zwischen den einzelnen Versicherern sehr groß ist, gibt es inzwischen viele, die eine Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit anbieten. Das bedeutet, dass nicht erst Monate gewartet werden muss, sondern der Versicherungsschutz sofort nach dem Vertragsabschluss wirkt.

Versicherungsschutz wirkt sofort nach dem Vertragsabschluss
Bei einer Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit wirkt der Versicherungsschutz sofort nach dem Vertragsabschluss – Bild: © joyfotoliakid #317868703 – stock.adobe.com

Wie funktioniert die Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit?

Versicherungsunternehmen bieten zwei häufig praktizierte Varianten an.

In der ersten Variante kann der Baustein “mit Wartezeit” oder “ohne Wartezeit” ausgewählt werden. Wählt man die Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit, wird in der Regel ein höherer Beitrag fällig.

Bei der zweiten Variante wird der Versicherungsbeginn rückdatiert. Schließt ein Kunde beispielsweise eine Versicherung am 20.3. ab, so kann der Beginn zum Beispiel auf den 01.01. des Jahres gelegt werden. Selbstverständlich muss er dann die Prämie für den bereits vergangenen Zeitraum ebenfalls bezahlen. Diese Vorgehensweise dient nicht dazu, Deckung für einen zurückliegenden Versicherungsfall zu bekommen, sondern dazu, die Wartezeiten zu umgehen. Vorsicht ist dann bei der Meldung eines Schadens geboten. Meldet der Kunde im obigen Beispiel dann am 1.4. einen Rechtsschutzfall, wird die Versicherung den Schaden sehr genau prüfen, um den wahren Entstehungszeitpunkt herauszufinden. Fällt dieser in die Zeit der Rückdatierung, kann der Kunde mit keiner Deckungszusage rechnen.

Zahlt meine Rechtsschutzversicherung rückwirkend?

Wie oben beschrieben, datieren Versicherer den Versicherungsbeginn durchaus zurück. Dies ist eine individuelle Absprache zwischen Rechtsschutz-Versicherer und Kunden. Der Kunde bezahlt dementsprechend auch einen höheren Beitrag. Fällt der Entstehungszeitpunkt des dann gemeldeten Versicherungsfalles in den Zeitraum der Rückdatierung, werden die Kosten für den daraus resultierenden Rechtsstreit nicht übernommen.

Kein Versicherer schließt mit einem Kunden einen Vertrag ab, wenn beide schon wissen, dass es zu einem Rechtsstreit in naher Zukunft kommen wird.

Dies ist für das Versicherungsunternehmen natürlich eine Kosten-Nutzen-Frage. Also gilt: Keine Rechtsschutzversicherung, egal, ob mit oder ohne Wartezeit, tritt rückwirkend für einen Schadensfall ein. Die Rückdatierung hat nur den Zweck, die Wartezeiten zu verkürzen oder ganz zu umgehen.

Wozu gibt es Wartezeiten bei Rechtsschutzversicherungen?

Wartezeiten bei Rechtsschutzversicherungen sollen verhindern, dass Kunden erst eine Rechtsschutzversicherung abschließen, wenn sie schon wissen, dass ein teurer Rechtsstreit auf sie zukommt. Die Versicherer würden sich sonst kostenintensive Fälle einkaufen. Daher gewähren sie bei besonders teuren Rechtsstreitigkeiten wie zum Beispiel Scheidungen oder Auseinandersetzungen mit dem Arbeitgeber erst nach einer bestimmten Wartezeit Versicherungsschutz.

Wäre das anders, müssten Versicherungsunternehmen Prämien verlangen, die kaum bezahlbar wären, um ihre Risiken abdecken zu können. Von den Rechtsschutzversicherungen mit Wartezeiten profitieren hauptsächlich Kunden, die schon seit längerem eine Rechtsschutzversicherung haben. Jedoch bieten immer mehr Versicherer auch Rechtschutzversicherungen ohne Wartezeiten an und erhoffen sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.

Wettbewerbsvorteil der Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit
Es bieten immer mehr Versicherer auch Rechtschutzversicherungen ohne Wartezeiten an und erhoffen sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz – Bild: © successphoto #303889815 – stock.adobe.com

Gibt es bei Rechtsschutzversicherungen immer Wartezeiten?

Zu den Wartezeiten bei Rechtsschutzversicherungen gibt es natürlich Ausnahmen. Zum einen gibt es keine Wartezeit bei einem Versicherer-Wechsel. In diesem Fall erscheint dem nachfolgenden Versicherer das Risiko geringer, dass ein Schaden gemeldet wird. Er geht davon aus, dass der Wechsel nicht wegen eines anstehenden Versicherungsfalles getätigt wird. Auf die Wartezeit wird auch nur dann verzichtet, wenn die alten Rechtsschutzbereiche den bei dem neuen Versicherer entsprechen.

Zum anderen gibt es bei allen Versicherungsunternehmen Leistungsbereiche, in denen es keine Wartezeit gibt. Dies liegt daran, dass in diesen Rechtsschutzbereichen Streitigkeiten nicht vorhergesehen werden können und im Normalfall unverhofft und plötzlich eintreten. Ein Kunde kann in diesem Fall also nicht vorher planen und dann die Rechtsschutzversicherung abschließen.

Zu den Leistungsbereichen ohne Wartezeiten zählen:

  • Schadenersatz-Rechtsschutz
  • Ordnungswidrigkeiten-Rechtsschutz
  • Verkehrs-Rechtsschutz
  • Disziplinar- und Standes-Rechtsschutz
  • Beratungs-Rechtsschutz im Familien- und Erbrecht
  • Straf-Rechtsschutz
  • Aktiver Opfer-Straf-Rechtsschutz

Gibt es günstige Rechtsschutzversicherungen ohne Wartezeit?

Die Leistungsbereiche, die generell ohne Wartezeit sind, werden heute standardmäßig von allen großen Versicherern angeboten. Die Preise für die einzelnen Tarife können schwanken, sind aber erfahrungsgemäß ungefähr gleich teuer, wenn die gleiche Leistung versichert wird. Vergleicht man die Tarife mit und ohne Wartezeit, erscheint die Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit im ersten Jahr zunächst günstiger, da von Anfang an alle Leistungen sofort zur Verfügung stehen. Somit zahlt der Kunde weniger Beitrag für mehr Leistung.

Bei Eintritt des Versicherungsfalles zählt aber nicht die Höhe der Beiträge, sondern welche Leistungen versichert sind.

Somit lohnt sich nicht nur ein Vergleich der Prämien, sondern mehr ein Vergleich der angebotenen Leistungen. Vor Abschluss einer Rechtsschutzversicherung sollte genau geprüft werden, welche Leistungen zu welchen Bedingungen versichert werden. Ein zusätzlicher Blick aufs Kleingedruckte lohnt sich, um herauszufinden, ob und in welcher Höhe eine Selbstbeteiligung des Kunden vorgesehen ist.

Die Vor- und Nachteile einer Versicherungspolice ohne Wartezeit

Die Vorteile einer privaten Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit liegen auf der Hand. Der volle Versicherungsschutz ist sofort ab Versicherungsbeginn verfügbar. Der Kunde muss nicht warten, bis Monate oder Jahre vergangen sind.

Damit gerät die Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit schon an ihre Grenzen. Im Gegensatz zur normalen Rechtsschutzversicherung sind die Leistungen eingeschränkt und man muss genau hinschauen, was versichert ist und was nicht.

In einem Schadenfall ist der Entstehungszeitpunkt ausschlaggebend. Die Versicherer prüfen hier ganz genau, wann der Versicherungsfall eingetreten ist.

Fazit

Sinnvoll ist es, sich rechtzeitig um eine Rechtsschutzversicherung zu kümmern und genau die Bedingungen zu studieren. Welche Leistungsbereiche wünscht man? Welche Prämie will man zahlen und welche Leistungen sind einem nicht so wichtig? So ist man im Falle eines Rechtsstreits gut abgesichert und die Wartezeiten in der Regel schon vorbei. In den Bereichen, in denen man einen Rechtsstreit nicht kommen sieht, gibt es in der Regel sowieso keine Wartezeiten.

Sicherlich zählt für viele die Rechtsschutzversicherung nicht zu den wichtigsten Versicherungen. Sie kann aber sinnvoll sein, wenn man Lebensbereiche hat, in denen man mit viel Ärger rechnet.