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Rechtsschutzversicherungen

Rechtsschutzversicherungen
Rechtsschutzversicherungen - Bild: © Alexander Limbach #290719813 – stock.adobe.com

Statistisch haben rund 50 Prozent aller deutschen Haushalte eine Rechtsschutzversicherung. Wer sein Recht gerichtlich durchsetzen oder im Zweifelsfall um sein Recht gegenüber dem Vermieter oder Arbeitgeber kämpfen möchte, kann auf die Police zurückgreifen. Der Vorteil liegt auf der Hand, da Betroffene ohne Versicherungsschutz schlimmstenfalls mehrere tausend Euro riskieren.

Ist eine Rechtsschutzversicherung wirklich erforderlich?

Die Wahrscheinlichkeit, in einen Gerichtsprozess involviert zu sein, ist laut statistischer Berechnung nicht besonders hoch. Gemäß einer Befragung der Roland Rechtsschutzversicherung aus dem Jahr 2018 zufolge bejahte nur ein Viertel aller Probanden die Frage, in den vergangenen zehn Jahren an einem oder mehreren gerichtlichen Prozessen beteiligt zu sein. Deshalb muss die Frage erlaubt sein, ob sich die Kosten für eine Rechtsschutzpolice überhaupt rentieren.

Erstberatung über Rechtsanwälte oder ein Austausch von anwaltlichen Anschreiben muss in erster Linie von Betroffenen selbst beglichen werden. Doch bereits durch diese Maßnahmen können zahlreiche juristischen Auseinandersetzungen beigelegt werden.

Wann ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll?

Wer einer Gewerkschaft oder einem Verein angehört, ist bereits in vielen Teilbereichen rechtlich abgesichert. Daher entscheiden zumeist persönliche Lebensumstände über die Frage, ob eine private Rechtsschutzversicherung überhaupt lohnenswert ist oder nicht. Ein mögliches Risiko sind Lebensbereiche, die juristischen Ärger auslösen könnten. Wer regelmäßig viel Auto fährt oder Ärger am Arbeitsplatz befürchtet, sollte über den Abschluss einer Verkehrs- oder Arbeitsrechtsschutzpolice nachdenken.

Zudem stellt sich die Frage, wie stark potentielle Versicherungsnehmer auf ihr Recht bestehen möchten. Einige Menschen legen großen Wert darauf, ihre rechtlichen Möglichkeiten zu 100 Prozent auszuschöpfen. Andere Personen scheuen den damit verbundenen zeitlichen und nervlichen Aufwand. Der Schutz vor hohen Kosten bietet die Sicherheit, das eigene Recht ebenfalls vor finanzkräftigen Gegnern durchsetzen zu können.

Was deckt eine gute Rechtsschutzversicherung genau ab?

Im Normalfall basiert die Rechtsschutzversicherung auf einem Baukastenprinzip. Das bedeutet, dass Versicherungsnehmer vereinzelte Bausteine für einen individuellen Schutz zusammenstellen können.

Themen rund um private Angelegenheiten, Verkehrs-, Berufs- und Mietrecht können ausgewählt werden.

Das bedeutet mit anderen Worten, dass all die Rechtsangelegenheiten nicht mitversichert sind, die von vornherein ausgeschlossen sind. Familien oder Paare müssen für eine Deckung des Rechtsschutzes ebenfalls nur einen Vertrag abschließen. Der entsprechende Versicherungsschutz schließt ebenfalls unverheiratete und erwachsene Kinder ein, falls ein Familientarif vereinbart wurde. Zudem inkludieren einige Tarife auch weitere in einem Haushalt lebende Familienmitglieder mit ein.
In den meisten Fällen bieten Versicherungsunternehmen nachfolgende Bausteine an:

  1. Verträge: Auseinandersetzungen über Dienstleistungs-, Kauf-, Reise- und Versicherungsverträge
  2. Schadenersatz: finanzielle Unterstützung für eine Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen, darunter Unfälle
  3. Beruf: finanzielle Unterstützung für Arbeitnehmer, falls kein Urlaub gewährt, Lohn gezahlt oder schlechtes Arbeitszeugnis erstellt wird; weiterhin Streitigkeiten rund um Kündigungen, Abfindungen oder Abmahnungen
  4. Steuer: Rechtsstreite mit Finanzamt, beispielsweise um Anerkennung von Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnlichen Belastungen
  5. Soziales: Rechtsstreitigkeiten um Anerkennung von Erwerbsminderung oder Berufskrankheit, Auseinandersetzung mit Krankenkassen
  6. Verwaltung: Auseinandersetzungen mit Behörden in Verkehrsangelegenheiten, zum Beispiel bei Führerscheinentzug
  7. Strafrecht: Rechtsschutz bei Streitigkeiten um Verkehrsdelikte, Ordnungswidrigkeiten oder fahrlässige Vergehen
  8. Erbe und Familie: Beratungsleistungen und Unterstützung rund ums Sorgerecht, Erbrecht, Unterhaltsfragen und Adoption
  9. Haus und Wohnung: Konflikte über Mieterhöhungen, Nebenkostenabrechnungen, Räumungsklagen oder Kündigungen wegen Eigenbedarf

Versicherungsnehmer sollten sich vor Augen führen, dass ein Rechtsschutzvertrag jedoch nicht automatisch alle juristischen Auseinandersetzungen abdeckt. Bestand ein Konflikt bereits vor Vertragsabschluss, ist dieses Problem vom Rechtsschutz ausgeschlossen. Zudem müssen Versicherungsnehmer mit einer Wartezeit von zwei bis drei Monaten rechnen, um Versicherungsverträge zu beanspruchen. Diese Wartezeit dient als Schutz davor, dass Kunden die Police erst abschließen, falls sich der Ärger nicht mehr umgehen lässt. Es gibt allerdings auch Rechtsschutzversicherungen ohne Wartezeiten, hier ist das Abwarten nicht notwendig und der Versicherungsschutz wirkt sofort beim Vertragsabschluss.

Individueller Schutz - Rechtsschutzversicherungen
Versicherungsnehmer können im Normalfall, einzelne Bausteine für eine individuelle Rechtsschutzversicherung, zusammenstellen – Bild: © joyfotoliakid #317868378 – stock.adobe.com

Diese Angelegenheiten sind vorm Rechtsschutz ausgeschlossen

Zudem gibt es einige Fälle, in denen die Unternehmen von Anfang an einen Versicherungsschutz ausschließen. Etwaige Tatbestände liegen in folgenden Fällen vor:

  • bei vorsätzlichen Straftaten
  • Marken-, Urheber- und Patentrecht
  • Auseinandersetzungen zwischen gemeinsam durch Familienverträge versicherte Personen wie Ehepartner
  • Spiel- und Wettverträge
  • spekulative Kapitalanlagen
  • Auseinandersetzungen in Verbindung mit selbständigen oder gewerblichen Tätigkeiten
  • Abwehr von Schadenersatzansprüchen, falls diese nicht auf Vertragsverletzung beruhen
  • Streitigkeiten zum Bauen oder zur Baufinanzierung sowie Grundstücks-, Haus- und Wohnungseigentum

Über den Ausschluss vom Versicherungsschutz entscheidet jeder Anbieter allein. Diese Frage beantworten individuelle Versicherungsbedingungen des jeweiligen Vertrags.

Für welche Kosten kommt eine Rechtsschutzversicherung auf?

Hat ein Versicherungsunternehmen die Zusage für die Kostenübernahme eines Rechtsstreits erteilt, tragen die Versicherer im Regelfall folgende Kosten:

  • Rechtsanwaltsgebühren
  • Gerichtskosten
  • Gebühren für Sachverständige und Zeugen
  • zinsloser Kredit für Strafkaution
  • Übersetzungs- und Fahrtkosten für Rechtsschutzfälle im Ausland
  • Kosten des Prozessgegners (falls Rechtsstreit verloren wird)

Im Gegensatz dazu übernehmen die Versicherungsgesellschaften keine Bußgelder oder Geldstrafen der Versicherungsnehmer.

Gilt ein Rechtsschutz nur für das Gericht?

Zumeist steht die Rechtsschutzversicherung für außergerichtliche und gerichtliche Auseinandersetzungen ein. Zudem zahlt ein guter Anbieter zumeist ebenfalls für einen Mediator. Diese Ansprechpartner tragen die Kosten für alle Fälle aus sämtlichen Rechtsgebieten. Im Regelfall gehören auch die Rechtsfälle dazu, für welche nur ein Beratungsrechtsschutz entsteht. In diesen Fällen treten die Versicherungsgesellschaften ausschließlich für die Beratung durch einen Anwalt ein. Zugleich besteht für Versicherungsnehmer die Option für eine telefonische Beratung. Im Regelfall sind die Versicherer via Hotline rund um die Uhr erreichbar. Im Gegensatz zur Mediation tragen Versicherungsgesellschaften die Kosten einer telefonischen Rechtsberatung ebenfalls für Bereiche, in denen eigentlich vertraglich kein Rechtsschutz besteht.

Wichtig zu wissen: Wer eine Rechtsberatung am Telefon beansprucht, muss sich im Regelfall nicht davor fürchten, dass die Versicherungsgesellschaft den Vertrag deshalb kündigt.

Konsequenzen drohen bei den meisten Anbietern erst dann, falls die telefonische Rechtsberatung binnen zwölf Monaten in über neun Fällen gesucht wird.