Demografischer Wandel in Deutschland: Deutsche werden immer älter
Wie viele Pflege- oder Kindergartenplätze benötigt eine deutsche Stadt in zehn oder 20 Jahren? Für eine genaue Stadtplanung benötigen Experten handfeste Prognosen. Das Resultat ist jedoch nicht einheitlich.
Inhaltsverzeichnis
- Leicht steigende Bevölkerungszahl
- Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland
- Deutlich weniger Bewohner in Sachsen-Anhalt
- Bevölkerungszuwachs in Metropolen und Ballungszentren
- Einflüsse auf die Bevölkerungszahl
- Mehr Einwohner über 80 Jahren
- Große Kluft zwischen der jüngeren und älteren Hälfte
- Fehlerhafte Prognosen nicht ausgeschlossen
- Veränderungen durch Sonderfälle
Leicht steigende Bevölkerungszahl
Gemäß einer aktuellen Statistik wird sich die Bevölkerungszahl in Deutschland bis zum Jahr 2040 leicht erhöhen. Nach Informationen des „Wegweisers Kommunen“ von der Bertelsmann Stiftung werden hierzulande in 16 Jahren etwa 0,6 Prozent mehr Menschen als heute in Deutschland leben.
Problematisch ist jedoch, dass die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich verteilt ist.
Diese Tendenz zeichnet sich insbesondere im Ost-West-Vergleich ab.
Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland
Für die östlichen Bundesländer und das Saarland wird ein Bevölkerungsrückgang prognostiziert. Für alle anderen Bundesländer gehen Autoren der Untersuchung von einem Bevölkerungsplus aus. Als Vergleichsjahr für 2040 nutzen die Experten das Jahr 2020. Nach Analysen des Statistischen Bundesamts lebten im Jahr 2020 insgesamt 83,15 Millionen Menschen in Deutschland.
Gemäß den Berechnungen bewegt sich die Bevölkerungsentwicklung in 13 Flächenländern Deutschlands zwischen einem Anteil von einem Plus von 4,6 Prozent für Baden-Württemberg bis hin zu einem Minus von 12,3 Prozent für Sachsen-Anhalt. Insbesondere in Ostdeutschland ist bis zum Jahr 2040 von einem massiven Bevölkerungsrückgang auszugehen.
Deutlich weniger Bewohner in Sachsen-Anhalt
Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt mit einem Minuswert von 12,3 Prozent. Für Thüringen gilt ein Minus von 10,9 Prozent, für Mecklenburg-Vorpommern von 7,3 Prozent.
In Sachsen ein Bevölkerungsrückgang von minus 5,7 Prozent sowie in Brandenburg von minus 2,4 Prozent realistisch.
Das in Westdeutschland gelegene Saarland wird vermutlich ebenfalls einen Rückg-ang von 5,3 Prozent verzeichnen müssen.
Bevölkerungszuwachs in Metropolen und Ballungszentren
Eine völlig andere Situation zeichnet sich in Ballungszentren und Metropolen ab. Beispielsweise ist bis 2040 in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg von einem Plus der Bevölkerung von 5,8 Prozent sowie 3,5 Prozent auszugehen. Etwas moderater fällt der Bevölkerungsanstieg vermutlich in Bremen mit 1,1 Prozent aus. In Bundesländern wie Baden-Württemberg sowie Bayern wird die Bevölkerungszahl mit 4,6 Prozent sowie 4,4 Prozent ebenfalls deutlich zulegen.
In anderen westlichen Flächenländern wird die Bevölkerungszahl innerhalb der nächsten 20 Jahre vermutlich stagnieren. Von diesem Szenario gehen Experten unter anderem in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen mit einem überschaubaren Anstieg von jeweils nur 0,1 Prozent aus.
Einflüsse auf die Bevölkerungszahl
Für die Berechnungen spielen drei Faktoren eine wichtige Rolle. Neben Wanderungen und Sterbefällen beeinflussen Geburten die Bevölkerungszahl. Während die Entwicklung von Sterbefällen und Geburten recht stringent absehbar ist, können Wanderungen nur schwer prognostiziert werden. Zusätzlich treten immer wieder Ereignisse wie Kriege in Syrien oder der Ukraine auf, welche die Berechnungen extrem beeinflussen.
Beide Ereignisse lösten nach Aussagen der Experten verschiedene Einflüsse aus.
Im Gegensatz zu Syrien gelangten nach dem Ukraine-Krieg in erster Linie Frauen jüngeren und mittleren Alters nach Deutschland. Allerdings gehen die Experten davon aus, dass sich die Zuwanderungsquote durch den Angriffskrieg auf die Ukraine in diesen Dimensionen nicht weiter fortsetzen wird.
Mehr Einwohner über 80 Jahren
Von großer Bedeutung ist in allen Kommunen die zunehmende Alterung der deutschen Bevölkerung. Der Anteil von über 65 Jahre alten Bewohnern betrug im Jahr 2020 knapp 22 Prozent. Bis 2040 wird sich der Wert auf schätzungsweise 28 Prozent erhöhen.
Die Anzahl über 80-jähriger wird laut den Berechnungen von 5,8 Millionen Senioren im Jahr 2027 auf bis zu 7,7 Millionen Personen gleichen Alters bis 2040 ansteigen. Dann würden rund 9,2 Prozent der Bevölkerung dieser Altersgruppe angehören.
Große Kluft zwischen der jüngeren und älteren Hälfte
Das sogenannte Medianalter zeigt auf, wie groß die Kluft der Altersstruktur in Deutschland sein wird. Diese Einstufung teilt die Bevölkerung in eine jüngere und ältere Gruppe. Bundesweit wird sich das Medianalter bis zum Jahr 2040 um insgesamt 1,2 Jahre auf 47,1 Jahre erhöhen. Zwischen den einzelnen Bundesländern beläuft sich die Altersspanne auf fast zehn Jahre. In vier von fünf der neuen Bundesländer wird das Medianalter bis 2040 zwischen 53 und 54 Jahren liegen.
Noch drastischer sind die Unterschiede auf Kreisebene. Das in Thüringen gelegen Greiz wird mit einem Medianalter von 57,3 Jahren der älteste Landkreis sein. Der jüngste Landkreis ist laut diesen Prognosen der Stadtkreis Heidelberg mit 38,8 Jahren.
Fehlerhafte Prognosen nicht ausgeschlossen
Über etwaig auftretende Fehler dieser Prognosen betonen Experten, dass die Analysen in Abstimmung versierter Experten auf Länder- und Bundesebenen erfolgten.
Erfahrungsgemäß sind die Prognosen umso fehleranfälliger, je kleiner die einzelnen Gebietseinheiten sind.
Kleine Kommunen benötigen die Zahlen ebenfalls zur Vorausplanung. Die Werte seien erforderlich, um Trends so gut wie möglich einzuschätzen.
Veränderungen durch Sonderfälle
Eine wichtige Komponente für die Bevölkerungsentwicklung einer Region sind Wegzüge oder Zuzüge größerer Unternehmen. Allerdings können diese Entwicklungen nur schwer langfristig geplant werden. Zudem wirken sich Kommunen mit Erstaufnahmen maßgeblich auf die Prognosen aus. Diese Sonderfälle könnten eintreten und bisherige Meldedaten verzerren.
Die Bertelsmann Stiftung appellierte an alle Kommunen, sich der durch die Alterung verursachten Herausforderungen anzunehmen. Diese Anpassung gelingt jedoch nur mithilfe von Förderprogrammen von Bund und Ländern. Perspektivisch sind gezielte Strategien notwendig, um Infrastrukturen für ältere Generationen zu erschaffen und damit einhergehende wirtschaftliche Anpassungen zu meistern.