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BVB Aktie – Bilanzanalyse JA 30.06.2022 und Aktienanalyse

BVB Aktie
BVB Aktie – Bilanzanalyse JA 30.06.2022 und Aktienanalyse - Bild: © nmann77 #401683802 stock.adobe.com

Der BVB war der erste deutsche Fußballclub, der sich für einen Börsengang entschieden hat. Dies war am 31. Oktober 2000.
Im Jahr 2019 kam mit der Spielvereinigung Unterhaching ein zweiter deutsche Verein hinzu, weitere Börsengänge gab es bislang in Deutschland nicht.

Geschichte

Der Ausgabewert der BVB Aktie betrug am 31. Oktober 2000 11,00 Euro. Diesen Wert hat die Aktie in den letzten 22 Jahren nicht mehr erreicht. Insbesondere in den ersten Jahren ging es schnell bergab mit dem Aktienkurs. Bereits im Jahr 2005 notierte das Papier lediglich noch bei 2,00 EUR pro Aktie, was unmittelbar mit der teils prekären Finanzsituation und Verschuldung in Verbindung stand. Dies wiederum hängte maßgeblich von den Investitionen, aber v.a. auch mit dem sportlichen Abschneiden zusammen.
Als Jürgen Klopp am 1. Juli 2008 den Trainerposten bei Borussia Dortmund übernahm lag der Aktienkurs bei unter 2,00 EUR pro Aktie und rutschte zeitweise in den Jahren 2008-2010 sogar unter die Marke von 1,00 EUR.

Mit dem sportlichen Erfolg in der Saison 2010/2011, welcher durch den Meistertitel gekrönt wurde, gab es auch bei der Aktie eine Trendwende und Erholung des Kurses.

In den Jahren 2018 und 2019 erreichte das Papier mit einem Kurs von knapp 10,00 EUR pro Aktie seine Höchststände seit dem Börsengang. Bedingt durch die Corona-Krise und deren wirtschaftliche Auswirkungen (v.a. fehlende Ticketeinnahmen und allgemeine Unsicherheiten) sowie die letzte Kapitalerhöhung 2021, aber auch durch das Nichterreichen der sportlichen Ziele v.a. international hat der Börsenwert wieder spürbar nachgelassen. Zum 18.10.2022 notiert die Aktie deswegen wieder nur bei 3,47 EUR.

Ausgabewert der BVB Aktie
Der Ausgabewert der BVB Aktie betrug am 31. Oktober 2000 11,00 Euro – Bild: © leungchopan #226444001 stock.adobe.com

Daten und Fakten

  • Anzahl Aktien: 110.396.220 Stück
  • Marktkapitalisierung: 383 Mio. EUR
  • Hauptaktionäre: Bernd Geske (8,24%), Evonik Industries AG (8,19%)
  • Streubesitz: 67,24%
  • Eigenkapital: 308,9 Mio. EUR gem. Jahresabschluss zum 30.06.2022
  • Verbindlichkeiten: 133,0 Mio. EUR gem. Jahresabschluss zum 30.06.2022

Analyse der wirtschaftlichen Zahlen

Aktiva

Die Aktivseite der Bilanz ist v.a. durch das Anlagevermögen, mit einer Anlagenintensität von 71,8% geprägt.

Vorherrschend sind hier u.a. die immateriellen Vermögensgegenstände mit 148,4 Mio. EUR, welche zum Großteil mit 147,4 Mio. EUR auf entgeltlich erworbene Spielerwerte entfallen. Hier erfolgt beim Spielerkauf eine Aktivierung der bezahlten Ablöse und damit zusammenhängenden Zahlungen, welche bilanziell den Anschaffungskosten entsprechen.
Eine Abschreibung erfolgt linear auf Basis der individuellen Laufzeiten der Anstellungsverträge. Außerordentliche Abschreibungen auf diese Position entfallen sofern der Zeitwert, sprich Marktwert, unterhalb des aktuellen Ausweises im Jahresabschluss liegt.

Neben den immateriellen Vermögensgegenständen dominieren v.a. die Sachanlagen das Bilanzbild im Anlagevermögen. Von den hier ausgewiesenen 173,9 Mio. EUR entfallen 120,2 Mio. EUR auf die Stadionimmobilie, den Signal Iduna Park.

Die Finanzanlagen sind generell eher von untergeordneter Bedeutung mit einem Gesamtvolumen von 12,5 Mio. EUR und maßgeblich auf die Anteile an Tochtergesellschaften zurückzuführen, darunter v.a. auch der 100% Anteil an der BVB Merchandise GmbH.

Neben den liquiden Mitteln von 10,5 Mio. EUR zum Bilanzstichtag werden im Umlaufvermögen v.a. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen über 98,7 Mio. EUR ausgewiesen.

Mit 90,0 Mio. EUR beruhen diese maßgeblich auf Transferforderungen, insbesondere aus dem Verkauf von Jadon Sancho zu Manchester United.

BVB Stadionimmobilie Signal Iduna Park
Signal Iduna Park – Bild: © uslatar #419906536 stock.adobe.com

Passiva

Insgesamt wird auf der Passivseite der Bilanz ein Eigenkapital von 308,9 Mio. EUR ausgewiesen, was einer Eigenkapitalquote gemessen an der Bilanzsumme von 66,3% entspricht. Der Wert setzt sich aus dem gezeichneten Kapital zusammen, welches pro Aktie einem Euro entspricht und somit in Summe 110,4 Mio. EUR. In der Kapitalrücklage mit insgesamt 212,4 Mio. EUR werden die Aufgelder aus dem Verkauf eigener Anteile ausgewiesen und entspricht somit der Differenz von 1,00 EUR pro Aktie gezeichnetem Kapital und dem tatsächlich realisierten Verkaufserlös.
Die Gewinnrücklage liegt unverändert bei 147,7 Mio. EUR. Der Bilanzverlust hat sich aufgrund des Jahresfehlbetrags im Berichtsjahr um 35,4 Mio. EUR weiter erhöht. Im Zuge der vollzogenen Kapitalerhöhung haben sich das gezeichnete Kapital um 18,4 Mio. EUR und die Kapitalrücklage um 68,1 Mio. EUR erhöht und somit trotz des ausgewiesenen Jahresfehlbetrags zu einer verbesserten Eigenkapitalausstattung beigetragen.

Die Verbindlichkeiten konnten im Vorjahresvergleich deutlich reduziert werden, was in Verbindung mit der vollzogenen Kapitalerhöhung zu sehen ist. Die Bankverbindlichkeiten wurden komplett zurückgeführt, so dass zum Bilanzstichtag hier kein Ausweis erfolgte. Die ausgewiesenen Verbindlichkeiten über gesamt 133,0 Mio. EUR sind maßgeblich auf jene aus Lieferungen und Leistungen zurückzuführen, welche gem. Erläuterung mit 87,1 Mio. EUR Verbindlichkeiten aus Transfergeschäften betreffen.

Gewinn- und Verlustrechnung

Im Vorjahresvergleich konnten die Umsatzerlöse wieder spürbar auf 419,6 Mio. EUR erhöht werden (Vorjahr: 323,5 Mio. EUR). Diese setzen sich aus nachfolgenden Bestandteilen zusammen:

  • Spielbetrieb: 22,7 Mio. EUR
  • Werbung: 126,2 Mio. EUR
  • TV-Vermarktung: 145,1 Mio. EUR
  • Transfergeschäfte: 110,2 Mio. EUR
  • Conference, Catering, Sonstige: 15,6 Mio. EUR

Die Einnahmen aus dem Spielbetrieb lagen deutlich oberhalb des Vorjahreswertes. Aufgrund der weiterhin anhaltenden Restriktionen hinsichtlich Zuschauerzahlen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie betrug der Zuschauerschnitt durchschnittlich jedoch nur ca. 38.000 Personen und lag somit deutlich unterhalb der Zuschauerzahlen bei normalen Bedingungen ohne Einschränkungen.

Während die Werbemaßnahmen gesteigert werden konnten, ergaben sich bei der TV-Vermarktung deutliche Mindereinnahmen, welche sowohl auf die nationale als auch internationale TV-Vermarktung zurückzuführen sind. Im nationalen Umfeld ist eine Reduzierung um 19,3 Mio. EUR eingetreten, welche auf die neu vergebenen Medienrechte für die Spielzeiten 2021/2022 bis 2024/2025 zurückzuführen sind. Die neue Ausschreibungsperiode der DFL lag mit 5,2% unter dem Wert der vorigen. Die spürbare Reduktion ist neben diesem Umstand jedoch auch auf den Fakt zurückzuführen, dass die Ausschüttung, wie in der vorigen Runde auch, einen ansteigenden Verlauf während der Laufzeit ausweist. Das einnahmenstarke Vorjahr trifft deswegen auf das für die neue Periode schwächste Jahr.
International ist der Mindererlös von 16,0 Mio. EUR auf das Ausscheiden in der Gruppenphase der Champions League und die geringere Punkteprämie in der Gruppenphase zurückzuführen, verbunden mit dem schnellen Ausscheiden in der Europa League.

Die größte Erlössteigerung ist auf die Transfergeschäfte zurückzuführen und hier v.a. auf den Abgang von Jadon Sancho zu Manchester United.

Insgesamt lässt sich somit festhalten, dass die Steigerung der Umsatzerlöse um 96,1 Mio. EUR zu 87,1 Mio. EUR auf die Transferlöse und lediglich zu 9,0 Mio. EUR auf die weiteren Bereiche zurückzuführen ist.

Zwar konnte in Folge der höheren Umsatzerlöse der Jahresfehlbetrag aus dem Vorjahr von 76,5 Mio. EUR reduziert werden. Es wird jedoch auch für das Berichtsjahr 2021/2022 ein Verlust von 35,4 Mio. EUR ausgewiesen. Eine maßgebliche Steigerung der Aufwandspositionen ergab sich bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen und hier insbesondere bei den Transfergeschäften, welche sich um 38,9 Mio. EUR erhöhten.
Hier erfolgte die Ausbuchung der Restbuchwerte der Spielerwerte, welche den Verein verlassen haben sowie direkt mit einem Transfergeschäft zusammenhängende Aufwendungen.

Deutliche Mindereinnahmen bei TV Vermarktung
TV-Vermarktung Fußball – Bild: © fotosr52 #318353235 stock.adobe.com

Prognose für das Geschäftsjahr 2022/2023

Für die Saison 2022/2023 geht der BVB generell von einem Spielbetrieb ohne wesentliche Beeinträchtigungen v.a. durch die Corona-Pandemie aus. Dies würde sich positiv auf die Ticketerlöse aus dem Spielbetrieb und die Cateringeinnahmen auswirken.
Die Geschäftsführung gibt für die aktuelle Saison eine Spanne beim Konzernüberschuss von 2,0 Mio. EUR bis 7,0 Mio. EUR an, so dass nach den Verlustjahren wieder ein positives Ergebnis ausgewiesen werden soll. Für das Erreichen dieser wirtschaftlichen Ziele ist es elementar wichtig die sportlichen Ziele national sowie international zu erfüllen.

Aktienanalyse

Aufbauend auf den vorstehend ausgeführten Informationen ergeben sich folgende Einschätzungen:

Positive Aspekte / Chancen

  • Die Verbindlichkeiten gem. Bilanz werden vollständig durch die Sachanlagen und somit „harte“ Werte (v.a. Grundstücke und Gebäude) abgedeckt. Außerdem sind in den Verbindlichkeiten keine Bankverbindlichkeiten enthalten, da die Einnahmen aus der Kapitalerhöhung u.a. zur Rückführung dieser verwendet wurden.
  • Im Bereich der Spielerwerte bestehen relevante stille Reserven. Gem. aktueller Bewertung der Mannschaft von Borussia Dortmund auf Transfermarkt.de weist diese einen Marktwert von 483,2 Mio. EUR auf. Dieser Wert übersteigt den aktivierten Betrag für Spielerwerte von 147,4 Mio. EUR deutlich. Hervorzuheben ist hierbei der Marktwert von Jude Bellingham, welcher mit 90,0 Mio. EUR der wertvollste Spieler der Bundesliga ist und von etlichen internationalen Top-Klubs umworben ist. Mit einem Marktwert von jeweils 35,0 Mio. EUR folgen die Spieler Niklas Süle, Sebastian Haller, Karim Adeyemi und Giovanni Reyna. Insbesondere die beiden letztgenannten haben aufgrund ihres Alters von 20 respektive 19 Jahren hinsichtlich des Marktwerts auch noch großes Potential bei sportlich guter Leistung. Einschränkend muss hierbei jedoch erwähnt werden, dass bei Spielern mit einem Gesamtmarkert von 77,0 Mio. EUR die Verträge am 30.06.2023 enden. Darunter Spieler wie Raphael Guerreiro, Mahmoud Dahoud und Youssoufa Moukoko mit dem höchsten Markwert, aber auch wichtige Leistungsträger wie Marco Reus und Mats Hummels mit einem aufgrund des Alters geringeren Marktwert.
  • Die Marke Borussia Dortmund hat einen erheblichen Wert, welcher in den Zahlen des Jahresabschlusses nicht eingepreist ist.
  • Die Corona-Pandemie, welche die beiden Spielzeiten 2020/2021 und 2021/2022 maßgeblich beeinträchtigt hat und zu deutlichen Mindereinnahmen geführt hat, ist zwar weiter nicht überwunden. Die Auswirkungen in der aktuellen Saison bisher und voraussichtlich auch für den weiteren Spielbetrieb sind jedoch deutlich geringer als in den beiden vorigen Spielzeiten.
  • Die aktuellen sportlichen Rahmenbedingungen in der Champions League hinsichtlich des Erreichens des Achtelfinales sind positiv. Ein Punkt aus den restlichen beiden Gruppenspielen sollte zum Erreichen der Runde der letzten 16 Mannschaften Europas reichen. Je nach Abschneiden der beiden Teams aus Kopenhagen und Sevilla ist sogar ein Weiterkommen ohne eigenen Punktgewinn möglich. Durch das Weiterkommen könnte das sportliche Abschneiden aus dem Vorjahr übertroffen und das Mindestziel im internationalen Spielbetrieb erreicht werden. In der nachfolgenden K.o.-Phase würde ein Weiterkommen im 1/8-Finale neben dem sportlichen Erfolg auch zu deutlichen Mehreinnahmen führen.
  • Die Auszahlung der neu vergebenen Medienrechte für die Zeiträume 2021/2022 bis 2024/2025 in der nationalen TV-Vermarktung wird mit einem ansteigenden Verlauf auf die Spielzeiten verteilt und ausbezahlt. Es ist deswegen hier auch bei einem ähnlichen Abschneiden von höheren Erlösen in den folgenden Spielzeiten auszugehen.
Die Marke Borussia Dortmund hat einen erheblichen Wert, welcher in den Zahlen des Jahresabschlusses nicht eingepreist ist
Marke Borussia Dortmund hat einen erheblichen Wert – Bild: © yorgen67 #537099370 stock.adobe.com

Negative Aspekte / Risiken

  • Nach den ersten 10 Spieltagen stehen lediglich 5 Siege bei 4 Niederlagen in der Bundesliga zu Buche. Mit 16 Punkten liegt der BVB bereits 7 Punkte hinter dem Tabellenführer Union Berlin und 3 Punkte hinter dem FC Bayern zurück. In der vorangegangenen Spielzeit standen zum selben Zeitpunkt 24 Punkte und Tabellenplatz 2 mit lediglich einem Punkt Rückstand auf den FC Bayern auf der Habenseite. Tabellenplatz 2 am Ende der Saison ist eigentlich das Mindestziel vom BVB und mindestens Platz 4 unbedingt zum Erreichen der Champions League Qualifikation nötig.
  • In der Vorsaison hatte der Verein mit 2.935 Ausfalltage seiner Spieler die mit Abstand höchsten aller Bundesliga-Vereine zu beklagen. Auch in der aktuellen Spielzeit ist der BVB nicht vom Verletzungspech verschont. Neben der als Königstransfer bezeichneten Verpflichtung von Sebastian Haller (Hodenkrebs) muss der BVB aktuell auf die Langzeitverletzten Mahmoud Dahoud (Schulterverletzung), Mateu Morey Bauzà (Knie-OP) und Jamie Bynoe-Gittens (Schulterverletzung) verzichten. Dazu reihen sich regelmäßig weitere verletzte/erkrankte Spieler wie bspw. Marco Reus, welcher nun aber wieder zur Verfügung steht.
  • Hohe Gehaltszahlungen an Nico Schulz, welcher sportlich keine Rolle mehr spielt oder an Spieler, welche wie Emre Can aktuell oftmals nur als Ergänzungsspieler zum Einsatz kommen sowie die nicht eingeplanten zusätzlichen Gehaltskosten an Anthony Modeste, welcher aufgrund der Erkrankung von Sebastian Haller kurzfristig verpflichtet wurde.
  • Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wirken sich auch auf den Aktienkurs des Fußballvereins aus. Hier sind v.a. die hohe Inflation, die Rezessionssorgen, die Energieunsicherheit und hohe Energiekosten sowie der vorherrschende Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie zu nennen.

Fazit

Die Marktkapitalisierung und somit der aktuelle (Börsen-)Wert des BVB liegt bei 383 Mio. EUR und somit nicht weit über dem ausgewiesenen bilanziellen Eigenkapital von 309 Mio. EUR. In dem ausgewiesenen Eigenkapital sind die vorliegenden positiven Aspekte (stille Reserven Spielerwerte, Markenwert, weniger Beschränkungen die Corona-Pandemie betreffend) nicht berücksichtigt.

Die vorliegenden Analystenempfehlungen von Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG (Kursziel: 5,60 EUR; Empfehlung vom 09.09.2022) und Frankfurt Main Research AG (Kursziel: 5,00 EUR; Empfehlung vom 23.08.2022) weisen jeweils die Empfehlung „Kaufen“ auf. Dieser Empfehlung schließt sich die vorliegende Analyse an. Ein Kurswert von über 5,00 EUR kann als Ziel ausgegeben werden.