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Plissee-Rock, Caprihose und mehr – Mode der 50er Jahre

Mode der 50er Jahre
Plissee-Rock, Caprihose und mehr - Mode der 50er Jahre - Bild: © Денис Бухлаев #275359107 – stock.adobe.com

In den 1950er Jahren erlebten die Menschen wie eine Art Wiederauferstehung. Der Zweite Weltkrieg gehörte der Geschichte an. Somit ließ die Menschheit eines der dunkelsten Kapitel der Zeitgeschichte hinter sich. Neue Generationen wuchsen heran, die sich auf den Wiederaufbau fokussierten und sich zu Hause neuen Aufgaben stellten. Menschen erfreuten sich in den 50ern an einem neuen Lebensgefühl, das neben Glanz und Freude auch voller Gegensätze steckte. Viele neue Innovationen bescherten den Menschen technische Fortschritte. Andererseits machte sich ein Hauch von Nostalgie breit.

Ein verändertes Lebensgefühl

Die Menschen wollten ein genussvolles Leben führen. Sie sehnten sich nach der schweren Zeit in den 1940er Jahren nach Luxus und Normalität. Deshalb boomte in diesem Jahrzehnt beispielsweise die Fahrzeugindustrie. Denn viele Autobauer erfüllten ihren Kunden Träume.

Die Autos – allen voran das Cabriolet – avancierten zum Statussymbol.

Dieser Drang nach Luxus schwappte auch auf die Modewelt über. Christian Dior begeisterte als Wegbereiter, indem er die Modewelt mit seinem bahnbrechenden “New Look” eroberte. Ausgestellte Röcke und das Business-Jäckchen fanden großen Anklang. Der New Look der 50er war geboren.

Das Streben nach einer neuen Traumwelt

Mehr Schein als Sein. Dieses Motto gewann in diesem Zeitalter völlig neu an Bedeutung. Schließlich war dieser Hauch von Glanz wichtiger als die Wahrheit selbst. Alltagsabläufe mussten perfekt aufeinander abgestimmt sein. Während sich Frauen um die Familie kümmerten, fuhren Männer mit ihren neuen Autos auf Arbeit.
Die Menschen wollten sich von ihrer Vergangenheit distanzieren und stattdessen in ihrer eigens erschaffenen Traumwelt weiterleben. Dieses Lebensgefühl spiegelt sich auch in der Mode der 1950er Jahre wider.

Cabriolet - 50er Jahre
Die Autos – allen voran das Cabriolet – avancierten zum Statussymbol – Bild: © RW-Design #18850671 – stock.adobe.com

Die Business-Jacke

Designer Christian Dior legte großen Wert darauf, die Kleidungsstücke so anzufertigen, dass die Kurven des weiblichen Körpers perfekt in Szene gesetzt werden. Während die Taille mit diesem modernen Jäckchen noch schmaler wirkte, erschienen die Hüfte und Oberweite im Gegenzug voluminöser.

Besonderes Highlight war die cremefarbene Jacke, die mit einem Knöpfchen vorne zum Kassenschlager avancierte.

Das Design der Business-Jacke orientierte sich an zwei Grundlinien, der Blütenkronenform sowie der Zahl acht. Sinn und Zweck dieses Designs war es stets, die Oberweite perfekt zu betonen. Zugleich sollten die neuen Röcke – ähnlich wie bei einer Blüte – nach unten geöffnet sein. Durch den abgerundeten Saum harmonierte die Jacke mit einem großen schwarzen Rock, der ebenfalls die Handschrift von Christian Dior trug. Dieser Look war übrigens auch die erste Kreation, die der Designer einer großen Öffentlichkeit zur Schau stellte. Bis heute ist die Kombination aus Jacke und ausgestelltem Rock als “Bar Kostüm” bekannt.
Noch immer wirken Frauen mit einer modernen Kombi mit Anzughose oder einem eleganten Kleid mit diesem Stil besonders sinnlich.

Der Plissee-Rock

Der ausgestellte schwarze Rock im Plissee-Design setzte in den 1950er Jahren ebenfalls Maßstäbe. Anfangs war der Rock perfekt dafür geeignet, um dem Gang von Frauen speziellen Schwung zu verleihen. Die Röcke deckten die kompletten Beine bis zur Wade ab und formten somit eine ansehnliche Silhouette.

Das i-Tüpfelchen von Diors Meisterwerk war eine Kombination mit einem Tamburin. Dieser schwarze Hut saß extravagant auf dem Kopf auf. Im Zusammenspiel mit spitz zulaufenden Schuhen und Handschuhen war das revolutionärste Outfit der 1950er Jahre geboren. Bis heute beeindruckt dieser Stil mit seiner zeitlosen Schönheit. Deshalb erobert der Plissee-Rock die Modewelt heute wieder. Insbesondere zur Sommerzeit schmeicheln die Röcke in midi oder langer Ausführung, in Leder oder Metallic und süß oder auch mal feminin der weiblichen Silhouette. Neue Varianten des Plissee-Rocks sind außerdem mehrfarbig. In Kombination mit einem einfachen Pullover wirken die Röcke noch lässiger und cooler.

Mehrfarbige Plissee Röcke
Neue Varianten des Plissee-Rocks sind mehrfarbig – Bild: © be free #357485008 – stock.adobe.com

Pumps und Schuhe mit Pfennigabsatz

Die Schuhrevolution der 1950er Jahre kennzeichnet zugleich die Eiinführung des bis heute beliebten Stiletto-Absatzes. Im Zusammenspiel mit vorn relativ weit geöffneten Pumps macht der Absatz klassische Pumps aus, die heute in keinem Schuhschrank fehlen dürfen. Dabei ist es insbesondere Hollywoodikonen wie Brigitte Bardot oder Marlene Dietrich zu verdanken, dass die Heels die Frauenherzen wie im Sturm eroberten.

Zugleich machten sich die hohen Schuhe der 1950er Jahre als Antwort auf die maskulinen Trends der 40er Jahre einen Namen. Heute weiß die Damenwelt noch immer die Vorzüge der High Heels zu schätzen. Diese Schuhe verlängern schließlich automatisch die Beine. Aktuell stehen sogenannte “Naked Heels” besonders hoch im Kurs. Bei diesem Schuh umschlingen zarte dünne Riemen den Fuß zumeist in asymmetrischer Formgebung. Seit den 1950er Jahren arbeiten Designer unentwegt daran, diesen Schuhklassiker stets weiterzuentwickeln.

Die Caprihose

Als die Caprihose erstmals das Licht der Modewelt erblickte, galt das Kleidungsstück als Skandal. Heute ist der modische Dauerbrenner von den Laufstegen dieser Welt allerdings nicht mehr wegzudenken. Da die in Wadenlänge konzipierte Hose erstmals in den 1950er Jahren vorgestellt wurde, ist diese bis heute untrennbar mit den 1950ern verbunden.

Ideengeberin für dieses Kleidungsstück ist die deutsche Designerin Sonja de Lennart, die von der gleichnamigen italienischen Insel zur Gestaltung der praktischen Dreiviertel-Hose inspiriert wurde.

Seitdem begeistert die Caprihose als perfekte Sommerhose, die sich von der Wadenmitte bis maximal zum Knöchel erstreckt. Am Saum befindet sich zumeist ein luftiger Schlitz. Besonders stilvoll wirkt die Hose in Kombination mit auffallenden Gürteln, einem bunten Blazer oder Glitzersocken. Da die Kombination aus sportlichen und schicken Elementen bei der Caprihose besonders wirkungsvoll ist, setzt ein Hoodie die Caprihose ebenfalls wirkungsvoll in Szene.

Der Petticoat

Nachdem der Unterrock Anfang der 1950er Jahre ein großes Comeback feierte, verhalf diese Form der Mode Frauen schon vier Jahrhunderte zuvor zur idealen Silhouette. Schließlich nimmt die Geschichte des Unterrocks schon im 16. Jahrhundert ihren Lauf. Einst wurde der Petticoat allerdings ausschließlich als Unterbezug für Mieder, Kleider, Korsetts oder Röcke verwendet. Indem die Röcke noch stärker aufgebauscht und die Taille noch einmal zusätzlich verkleinert wurde, gewann der Petticoat zunehmend an Beliebtheit. Das i-Tüpfelchen des Petticoats ist die sogenannte Blütenkelchlinie, die runde Hüften und eine schmale Taille formt.

Damit die Kleider noch voller wirken, verstärkten geraffte oder versteifte Unterröcke diesen Effekt noch einmal zusätzlich. Heute ist es in erster Linie Designerin Lena Hoschek zu verdanken, dass elegant designte Petticoat-Kleider noch immer 100 Prozent Weiblichkeit verbreiten. Doch im Gegensatz zu früheren Modellen ist der Unterrock bei dieser Mode absichtlich sichtbar.

Petticoat
Der Petticoat feierte in den 1950er Jahre ein großes Comeback – Bild: © kai-creativ #2792601 – stock.adobe.com

Der Bleistiftrock

In den 1920er Jahren verhalf Designer Paul Poiret dem engen langen Rock erstmals zu Berühmtheit. Allerdings dauerte es noch ungefähr 20 Jahre, bis sich immer Frauen trauten, in diese Mode zu schlüpfen. Im Zusammenspiel mit Blusen verkörpert dieser Modestil bis heute den perfekten Sekretärinnen-Look. Abwärts der Hüfte verlief der Rock enganliegend und gerade nach unten. Wollte sich “Frau” in diesem Rock fortbewegen, funktionierte nur noch einfaches Tippeln. Heute begeistert der Bleistiftrock als H-Linie.
Ein Rockschlitz sorgt dafür, dass Frauen noch mehr Weiblichkeit zeigen und dennoch das Wichtigste verdecken. Besonders wirkungsvoll kommt der Rock im Zusammenspiel mit einem passenden Blazer in der gleichen Farbe zur Geltung.

Hochgeschlossene Blusen

Obwohl die Kleidung der 1950er Jahre sehr feminin und sinnlich wirkte, wollten modebewusste Damen natürlich nicht alles zeigen. Am wichtigsten war es deshalb, die eigene Taille zu betonen. Die Ladys trugen vorzugsweise hochgeschlossene Blusen, die mit engen Bleistiftröcken oder Caprihosen kombiniert wurden. Schließlich sollten Eleganz und Freizügigkeit keinesfalls auf eine Stufe gestellt werden. Auch heutzutage ist die hochgeschlossene Bluse aus der Welt der Mode nicht wegzudenken.

Optisches i-Tüpfelchen ist der sogenannte Schlüssellochausschnitt, deren Ausschnitt in Ellipsenform vom Hals bis kurz oberhalb der Brust verläuft.

Dieser Ausschnitt wirkt einerseits besonders elegant, weil die Bluse bis oben hin geschlossen ist. Durch das kleine Schlüsselloch kommt die sexy-Note dennoch nicht zu kurz.

Typische Kleider der 1950er Jahre

Die 1950er Jahre sind untrennbar mit einem Musiker verbunden, Elvis Presley. Dieser und andere Künstler etablierten den Rockabilly-Style, bei dem es nur um eines ging – tanzen (Rockabilly Kleider – Die 50er Jahre liegen voll im Trend).

Deshalb wurden Kleider mit ausgestelltem Rock etabliert, die häufig durch ein Petticoat unterstützt wurden. Der obere Teil des Kleids sollte durch sein Design ganz bewusst das Dekolleté betonen. Das Design mit schwarzen oder weißen Punkten sollte den Damen hingegen etwas Unschuldiges verleihen. Die moderne Ausführung des Rockabilly-Kleids ist als “Bubble Dress” bekannt. Blasenhaft und ausgebauscht schmiegt sich das Kleid um die Frauenkörper, um noch voluminöser als ein klassisches Petticoat zu wirken. Damit formt die an einen Schmetterlingskokon erinnernde Mode einen wirkungsvollen Kontrast zur sogenannten Sanduhrsilhouette.

Rockabilly Kleid im Polka-Dot-Look – Bild: © M.Dörr & M.Frommherz #104359948 – stock.adobe.com

Die beliebtesten Handtaschen der 1950er Jahre

Bis weit in die 1940er Jahre hinein war es üblich, dass Frauen überwiegend Handtaschen aus Leder oder anderen Tierhäuten trugen. Allerdings mangelte es den Designern durch den Zweiten Weltkrieg an wichtigen Rohstoffen, um Taschen weiterhin aus diesen Materialien anfertigen zu können.
Designer mussten kreativ sein und experimentierten deshalb mit neuen Materialien.

Bambustaschen als Stilikonen

Ein Beispiel sind Bambustaschen, da in den 1950er Jahren große Ressourcen an Stroh und Bambus vorhanden gewesen sind. Insbesondere in kantiger Formgebung und mit Henkeln aus Kunststoff erfreuten sich die Taschen großer Beliebtheit.
Im Sommer 2018 eroberten sich die Bambustaschen ihren Platz in der Riege der Streetstyles zurück und begeistern nun als wichtiges Accessoire für die Sommergarderobe. Allerdings sind die Handtaschen mittlerweile überwiegend in rundlicher Form erhältlich und unterstreichen den sogenannten Boho Chic.

Besonderheiten von Lucite-Taschen

Eine weitere Neuentdeckung auf der Suche nach passenden Materialien war Lucite. Diese leicht formbare Kunststoffart fand vor allem in den USA großen Anklang.
Doch der Trend hielt nicht lange an, da das Material sehr anfällig für Schäden war. Heute ist die sogenannte Lucite Vintage-Tasche deshalb ein echtes Sammlerstück.